„Sieh, ich zeige dir neues Land. Ich will dich segnen“

14.07.2019 / 29

In diesen Wochen müssen wieder viele Menschen Abschied nehmen. Abschied nehmen die Schüler nach bestandenen Prüfungen von ihrer Schule und ihren Mitschülern, manche wechseln die Schule nach den Ferien, in Betrieben wechseln die Mitarbeiter, in den Einrichtungen gehen die Leiter, täglich beerdigen wir Menschen auf unseren Friedhöfen,…
Abschied tut oft weh …. und er verunsichert auch oft, weil Liebgewonnenes zurückgelassen werden muss und die Zukunft noch ungewiss ist. Abschied fordert heraus, denn Loslassen ist eine Kunst des Lebens.
Abschied hat aber auch etwas Befreiendes. Denn manche Last des Alltags fällt ab und hat das Potenzial zum Durchatmen.
Das Leben ist nicht dazu da im Alten zu verharren. Es ist sogar regelrecht auf Veränderung angelegt. Denken wir nur an Lot, der mit Abraham, ihren Frauen und der Sippe, aus seinem Land wegzieht. Gott befiehlt Lot beim Auszug aus Sodom sogar nur nach vorne, und nicht zurückzuschauen. Als seine Frau doch einen Blick zurückwagt erstarrt sie zur Salzsäule. Die Erzählung im Buch Genesis erzählt Wichtiges für unser Leben: Es ist notwendig, dass wir nach vorne schauen, nicht im Alten verharren, nicht festhalten wollen, denn sonst erstarren wir im Leben. Das heißt, wir entwickeln uns nicht weiter, erleben und erfahren nicht das, was uns Gott eigentlich schenken möchte: das Leben in Fülle.

Erfahrungen, Wege, Weitergehen, sich auf Neues einlassen und sich dem Neuen stellen, erfordert einerseits Mut, und gleichzeitig sagt Gott kontinuierlich zu, dass die Zukunft gesegnet sein wird und Angst keine Rolle spielen soll. Junge Menschen gehen meist noch sehr mutig in die Zukunft, sind offen, wollen ausprobieren, Neues erleben. Aber wie sieht es später aus? Wie flexibel bleiben wir beim Älterwerden? Immer wieder sagen mir Menschen ab vierzig, dass sie gerne etwas anderes machen würden, aber ihnen fehle der Mut zur Veränderung. Wozu halten wir fest am Gewohnten? Weil es Sicherheit bietet und weil die Liebe uns hält. Die Liebe zu dem, was wir erleben durften und was uns im Herzen reich gemacht hat. Eine Eigenschaft des Abschieds ist, dass wir vor allem das Positive dessen sehen was war und sich die negativen Dinge im Nebel verflüchtigen.

Der Reichtum bleibt, denn was im Herzen ist, geht nicht verloren. Aus diesem Reichtum heraus bauen wir unsere Zukunft. Aber es bleibt immer auch der Ruf nach vorne zu schauen, sich zu verändern und nach dem zu greifen, was vor uns liegt.
Abraham kam durch seinen Mut zu Neuem immer mehr hinein in die Lebensfülle. Das Leben wurde zum Abenteuer und er durfte Seiten an sich entdecken, die er bisher noch gar nicht kannte.
Kein Mensch ist mehr vor Langeweile gefeit als der Mensch, der biblisch lebt und sich in das Abenteuer Leben hineinwagt.
Jesus stellt den Menschen zeitlebens viele Fragen:
– Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert?
– Was suchst du?
– Willst du gesund werden?
– Warum habt ihr solche Angst?
Leider wohnt die Angst in so vielen Menschen. Sie hindert uns vorbildlich daran, mutig zu sein und zu vertrauen. Die Angst macht im Augenblick einen guten Job in dieser Welt. Das müssen wir uns bewusst machen. Und gleichzeitig bleibt uns die Zusage Gottes: „Sieh, ich zeige dir neues Land. Ich will sich segnen.“ (Genesis 1)

 

Ilona Thalhofer, Gemeindereferentin