Vom Mut, das Eigene zu finden

16.09.2018 / 38

Es geht weiter, vor uns liegt ein langer Weg. Das neue Schuljahr und Arbeitsjahr hat begonnen. Manche Studenten genießen noch, aber bald beginnt auch wieder das neue Semester. Und da stellt sich doch die Frage, die wir uns auch gerne an Silvester stellen: Welche Ziele möchte ich in diesem Jahr erreichen? Wo möchte ich hin mit meinem Leben?

Manchen sind die persönlichen Ziele klar und sie erreichen sie auch. Andere sind unentschlossen, sehen die Fülle an Möglichkeiten und wissen nicht so richtig, was zu ihnen passt. Manche behaupten, man könne alles erreichen, wenn man nur will. Leider entspricht das nicht der Realität. Manches, was wir uns vielleicht wünschen, erreichen wir auch mit viel Anstrengung nicht.

Wie finden wir aber nun das Eigene, das, was zu uns passt? Grundsätzlich ist es notwendig, dass wir erst einmal bei uns selber ankommen und uns ehrlich anschauen mit dem, was wir sind. Weiter müssen wir uns fragen, was wir selber für sinnvoll erachten? Welchen Sinn möchte ich meinem Leben geben? Jeder von uns hat seine eigenen Sätze die ihn leiten, eigene Motive und Überlegungen, die ihn antreiben. Aber jeder hat auch einen natürlichen Sensor, und spürt intuitiv, was zu ihm passt und was nicht. Wir müssen nicht hoch hinaus, auch wenn von dort die Aussicht vielleicht gut ist. Viel wichtiger ist, dass wir in Kontakt mit dem bleiben, der uns gemacht hat. Gott weiß genau wozu wir am Besten dienen und er führt uns auch den Weg den wir am Besten gehen. Wenn wir also Ausschau halten nach dem Unseren, dann gelten zwei Grundregeln:

Zunächst dürfen wir uns im Klaren darüber werden, wer wir sind. Und da ist die Antwort für alle gleich: Wir sind von Gott gewollt und – egal was wir aus unserem Leben machen – wir sind auch von Gott geliebt! Die erste Regel lautet also: Wir sind grundsätzlich wertvoll – egal was wir tun!

Die zweite Regel lautet, dass derjenige ganz gewiss seinen Weg findet, der sich von Gott, und damit aus dem eigenen Herzen heraus, leiten lässt. Die biblischen Gestalten Abraham, Mose, Jakob, Josef u.v.m., aber auch diejenigen, die wir in unserer Kirche als Heilige verehren, haben es uns vorgemacht! Es geht nicht darum, die besten Voraussetzungen ins Leben mitzubringen, um aus eigener Kraft möglichst vieles zu erreichen. Sondern es geht darum, aus den gegebenen Möglichkeiten mit Gottes Hilfe das Beste zu machen! Die Geschichte zeigt, dass dadurch wirklich die Welt verändert wird und das persönliche Leben auch gelingt. Was wir dazu loslassen dürfen ist die eigene Angst, nicht gut genug zu sein oder für diese Welt zu wenig nützlich.

Nehmen wir uns ein Beispiel an diesem Gänseblümchen: es hat sich mit Gottes Hilfe offensichtlich durch den Asphalt gezwängt. Es wusste nichts davon, dass eine Kamera kommt und es ins Bild bringt. Das Gänseblümchen ist längst welk und weiß nichts davon, dass wir uns gerade an ihm freuen.

Also denken wir nicht zu klein von uns selber, sondern gehen unseren Weg im festen Vertrauen, dass unser Herz uns führt und leitet und wir nützlich sind für diese Welt.

Ilona Thalhofer, Gemeindereferentin

Warum ich dabei bin

23.09.2018 / 39

Auf meinem Weg zur Arbeit fahre ich täglich an einem Wahlplakat vorbei mit der Aufschrift „Mut geben statt Angst machen“. Und ich denke mir, dies ist doch das Gebot der Stunde. So viele Unsicherheiten und Ängste beherrschen gerade zahlreiche Menschen in unserem Land. Und andere schüren diese Ängste zu ihrem eigenen Vorteil weiter.

Aber auch in unserer Kirche scheint es angebracht Mut zu machen angesichts der nicht enden wollenden Missbrauchsskandale, die nach wie vor ans Licht gebracht werden. Jede einzelne Tat – sei sie sexuell oder gewalttätig motiviert – ist eine Sünde, ein Skandal, ein Verrat, eine offene Wunde – wie Papst Franziskus sie bezeichnet.

Bei der Aufklärung und im Umgang mit den Missbräuchen hat die Kirche Fehler begangen und begeht nach wie vor Fehler. Und deshalb wenden sich Menschen von der Kirche ab – enttäuscht, wütend und verletzt. Nicht selten bekommen Gemeindemitglieder, die nach wie vor in der Kirche engagiert sind, die ganze Wucht des verständlichen Unmuts ab und müssen sich rechtfertigen, warum sie immer noch dabei bleiben, bei „diesem Verein“.

All jenen möchte ich Mut zusprechen. Nichts liegt mir dabei ferner als Dinge schönzureden, schon gar nicht Missbräuche! Ich möchte lediglich erklären, warum ich dabei bin, in dieser Kirche, an der auch ich immer wieder leide:
Ich habe das große Glück, dass ich Kirche von klein auf als Heimat erleben durfte. Gut kann ich mich daran erinnern, wie ich als kleiner Junge bei den Familiengottesdiensten am liebsten ganz vorne in den Kinderbänken saß, die es damals in der Weißenhorner Stadtpfarrkirche noch gab. Viel Zeit meiner Kindheit und Jugend verbrachte ich in der KJG. Hier schloss ich Freundschaften, die zum Teil heute noch andauern, hier machte ich wichtige Erfahrungen für mein Leben und hier wurden – wenn auch unbewusst – die Weichen dafür gestellt, dass ich später in den kirchlichen Dienst gehen würde. Daran hatten vor allem die beiden Pfarrer Anteil, die ich als Kind und Jugendlicher erleben durfte. Das Pfarrhaus erlebte ich als einen Ort, an dem man stets willkommen war, was nicht zuletzt auch an der Herzlichkeit der Haushälterin lag.

In meiner Heimatgemeinde hatte ich das Gefühl, dass es gut ist, dass ich da bin, dass ich meinen Platz habe und ein Teil des Ganzen sein kann. Ich durfte in der Kirche Heimat und Geborgenheit erfahren – auch später in der Hochschulgemeinde während des Studiums. Dies war ein Grund, weshalb ich mich entschloss in den Kirchlichen Dienst zu gehen. Ich wollte, nachdem ich so viel Gutes erfahren durfte, etwas davon auch an andere Menschen weitergeben. Mein ureigener Grund ist jedoch, dass es die Kirche Jesu Christi ist. Er ruft uns in seine Nachfolge. Er ist der Weinstock und wir sind die Reben. Getrennt von ihm können wir nichts vollbringen. (vgl. Joh 15,5)

Sie, die Sie diese Zeilen lesen und Teil dieser Kirche sind, haben Ihre eigenen Gründe weshalb Sie da sind. Und ich bin mir sicher, Sie haben auch Ihre Gründe dafür, was Sie an der Kirche zweifeln lässt. Es ist gut, dass Sie da sind, denn nur gemeinsam können wir am Reich Gottes bauen – bei Weitem nicht perfekt, sondern immer auch fehler- und bruchstückhaft. Dies war schon klar, als Jesus Simon Petrus zum Felsen seiner Kirche machte.

Missbrauch wurde zu einer traurige Realität in unserer Kirche. Doch Kirche ist mehr, muss mehr sein. Wir alle sind nötig um der Kirche das Gesicht und die Gestalt zu geben, die Jesus ihr zugedacht hat. Ich bin dankbar für das Gute, das ich durch diese Kirche erfahren durfte, wohlwissend, dass andere an und unter dieser Kirche leiden, weil sie schmerzlich am eigenen Leib erleben mussten wie Menschen ihr Amt missbrauchen. Die Täter haben sich innerlich längst vom Weinstock losgesagt, auch wenn Sie sich nach außen einen ganz anderen Anschein geben.

Seien Sie gewiss, uns Hauptamtliche der Pfarreiengemeinschaft Neu-Ulm lassen all die Missbräuche nicht kalt und auch wir verurteilen diese Taten. Und wir sind offen, wenn Ihnen diesbezüglich etwas schwer auf dem Herzen lastet.

Ihr Diakon Andreas Thalhofer

Erntedankfest – Zeit um Gott zu danken

30.09.2018 / 40

Wir in unserer Pfarreiengemeinschaft haben Grund zu danken und zu feiern. Wir wollen die feierlich geschmückten   Erntealtäre mit Gaben schmücken, die SIE nach Möglichkeit mitbringen – und dann gesegnet wieder nach Hause mitnehmen können. Bei den meisten von uns waren Kühlschrank und Tisch auch dieses Jahr reichlich gefüllt mit guten Gaben. Erntedank begehen wir in der richtigen Weise, wenn dabei das Teilen und Geben im Vordergrund steht. Dank sagen wir Gott vor allem dadurch, dass wir unseren Besitz nicht nur als unser alleiniges Eigentum betrachten, sondern als Geschenk, das wir mit Bedürftigen teilen können. Das ist die Botschaft vom Erntedankfest, die wir in der Bibel nachlesen können.

Erntedank-Altar in St. Mammas

Sag einfach danke, …
dass Gott dich in seiner Liebe ins Leben gerufen hat
dass Gott dich wunderbar erschaffen hat
dass deine Eltern dir das Leben geschenkt haben
dass du durch deine Taufe als Kind Gottes lebst
dass dich durch die Firmung Gottes Geist erfüllt
dass du durch die Eucharistie vom Heiland lebst
dass dir die Versöhnung neuen Lebensatem schenkt
dass Jesus alle Tage deines Lebens bei dir ist
dass der Glaube dein Leben trägt
dass dein Leben ein wunderbares Geschenk ist.
Benedikt Leitmayr osfs

Ein gesegnetes Erntedankfest und eine gesegnete Herbstzeit wünscht Ihnen

Ihre Gemeindereferentin Brigitte Weiss

Eine Perlenkette im Oktober

07.10.2018 / 41

Sechsmal „Vater unser“, Dreiundfünzigmal „Gegrüßet seist du Maria“ – ist das nicht ein langweiliges Beten? Viele mögen beim Rosenkranz zuerst an Langeweile und ständige Wiederholung denken. Aber ist unser Herzschlag, das Atemholen nicht auch etwas Langweiliges? Trägt das aber nicht unser Leben? Und der Wechsel von Tag und Nacht, das Kreisen der Jahreszeiten?

In Jesus Christus hat Gottes Zuneigung zu uns Menschen Hand und Fuß angenommen. Und wird uns nicht gerade diese Liebe im Rosenkranz vor Augen geführt! Unsere Gedanken kreisen in den Rosenkranzgeheimnissen um den Weg Gottes in Christus zu uns Menschen: Sein Weg von der Empfängnis im Schoß Mariens, sein Leben in dieser Welt, sein Leiden, sein Sterben bis hin zur Auferstehung und zur Verherrlichung beim Vater. Und vor uns stehen, wenn die Perlen durch die Finger gehen, Menschen, die den Weg Gottes mitgegangen sind: Maria, Josef, Elisabeth und andere biblische Gestalten.

Der Rosenkranz ist ein anschauliches Beten. Es ziehen biblische Bilder an uns vorüber, wir können Ruhe finden im göttlichen Bereich. Er möchte eine schlichte Form des meditativen Gebetes sein. Ich muss nicht viel nachdenken, im einfachen Sprechen der Kerngebete unseres Glaubens (Vater unser, Glaubensbekenntnis, Ave Maria) haben wir Gottes Weg und seine Liebe vor Augen.

Die Bedeutung bzw. der Hintergrund für die besondere Bedeutung des Rosenkranzes im Oktober geht auf die Seeschlacht bei Lepanto 1541 zurück. Damals hat Papst Dominik V die christliche Liga zum besonderen Fürbittgebet durch den Rosenkranz anvertraut.

Den Rosenkranz kann ich eigentlich überall beten: zu Hause, im Krankenzimmer, bei Spazierengehen, im Auto, …, den ganzen Rosenkranz oder nur ein paar Perlen.

Wir beten Rosenkranz am Dienstag, Mittwoch, Freitag um 17 Uhr und am Donnerstag um 18.15 Uhr und Samstag, um 17.15 Uhr in St. Johann, in St. Mammas Mittwoch 18.30 Uhr und in Hl. Kreuz am Freitag um 18 Uhr.

Ihr Pfarrer Markus Mattes

Kranke brauchen den Arzt

14.10.2018 / 42

Jetzt stellen Sie sich doch einmal folgende Situation vor: Ein Wartezimmer in einer Arztpraxis. Eine Räumlichkeit wie wir sie sicherlich alle schon einmal aufgesucht haben. Zwei Personen befinden sich darin und es entsteht der hier beschriebene Dialog: „Guten Tag. Wie geht es Ihnen denn so?“ „ Hervorragend! Könnte gar nicht besser gehen und vor allem gesundheitlich bin ich in bester Form. Und bei Ihnen?“ „Alles wunderbar! Kerngesund bis in die letzte Körperzelle! Aber schauen Sie mal da zur Tür. Wer kommt denn da rein. Der sieht aber gar nicht gut aus. Der wird doch nicht etwa krank sein? Dann soll er lieber schnell wieder gehen. Den können wir hier nicht brauchen.“ „Genau. Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Ein Kranker in einer Arztpraxis. Das geht ja gar nicht? Was bildet der sich eigentlich ein?“ Eine sehr groteske und äußerst unglaubwürdige Unterhaltung, werden Sie jetzt zu Recht denken. Kehrt sie doch mehr oder weniger die reellen Umstände in ihr Gegenteil um. Denn normalerweise suchen ja gerade kranke Menschen den Arzt auf und nicht die Gesunden. Und diese würden sich somit auch nicht beschweren, wenn eine sichtbar erkrankte Person ein Wartezimmer betritt. Aber verhält es sich denn nicht gerade bei uns in den Pfarrgemeinden oft ganz ähnlich?

Jesus sagt an mehreren Stellen im Evangelium, dass die Kranken den Arzt benötigen und nicht die Gesunden. Im übertragenen Sinne sind damit die Sünder gemeint, welche einer Erlösung durch ihn in ganz besonderer Weise bedürftig sind. So die Botschaft Jesu. Und wie verhalten wir uns häufig? Ist es nicht so, dass wir Menschen, welche nicht dem klassischen, kirchennahen Milieu entstammen, eher sehr skeptisch oder gar misstrauisch begegnen? Da betritt beispielsweise ein Obdachloser während einer Heiligen Messfeier die Kirche und möchte am Gottesdienst teilnehmen. Wenn man die nun folgenden Blicke genau beobachtet, dann spiegeln diese leider häufig Missachtung und Ablehnung wieder und man kann in dem einen oder anderen Gesicht förmlich Gedanken ablesen wie „Was will jetzt der da?“ oder „Merkt der nicht, dass er stört?“ Ähnlich wie in der eingangs beschriebenen Szene von der fiktiven Arztpraxis. Menschen, welchen es nicht gut geht und gerade deshalb die Nähe zu Gott suchen, lösen bei uns immer wieder ein Gefühl des Unbehagens aus, weil sie uns meist aus unserem gewohnten und so schön eingerichtetem Umfeld herausholen und uns mit einer anderen Art von Wirklichkeit konfrontieren. Deshalb sollten wir eben nicht wegsehen oder gar abweisend reagieren, sondern den Betroffenen stets das Gefühl vermitteln, dass sie willkommen sind und mit ihren Sorgen und Nöten ernst genommen werden. Denn hier trifft wohl in ganz entscheidendem Maße eine der wichtigsten Botschaften Jesu an uns zu: Was ihr den Geringsten meiner Brüder getan habt, dass habt ihr mir getan!“ Und eins wissen wir nie: Bei welcher Türe im Wartezimmer wir das nächste Mal hereinkommen werden…

Kaplan Bernd Udo Rochna

Jugendsynode in Rom

21.10.2018 / 43

Jugendsynode 3. – 28. Oktober 2018 in Rom. In diesen Tagen tagt in Rom die XV. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode und beschäftigt sich mit dem Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“.

Insgesamt nehmen an der Synode 267 Bischöfe, 23 externe Fachleute und 49 Gasthörer teil. Die Mehrheit von diesen sogenannten Auditores ist zwischen 18 und 29 Jahren alt, Frauen machen etwa die Hälfte aus. Das Thema Jugend liegt unserem Papst sehr am Herzen. Beim Weltjugendtag in Krakau 2016 fragte er die Jugendlichen immer wieder: „Können sich die Dinge ändern?“ Und jedes Mal riefen zigtausende Jugendliche dem Papst ein lautes „JA!“ entgegen. Dieses Erlebnis griff Papst Franziskus in einem Brief auf, den er im Vorfeld der Jugendsynode veröffentlicht hat. In diesem Brief an die Jugendlichen, und damit meinte er die ca. 16 – 29jährigen, wollte er die Jugendlichen ins „Zentrum des Interesses“ rücken. Er schreibt: „Dieser Schrei entspringt Eurem jugendlichen Herzen, das die Ungerechtigkeit nicht erträgt und sich nicht der Wegwerfkultur beugen will, noch der Globalisierung der Gleichgültigkeit das Feld überlassen will. Hört auf diesen Schrei, der aus Eurem Inneren aufsteigt!“

Die nun stattfindende Jugendsynode hat schon einen Weg hinter sich, denn parallel zum Brief erschien ein Vorbereitungsdokument, indem die Themen der Synode konkret werden sollten. Außerdem war dem Dokument ein Fragebogen an alle Jugendlichen beigefügt. Junge Menschen aus der ganzen Welt, Katholische wie Nicht-Katholische, waren zu einer Vor-Synode vom 19. bis zum 24. März 2018 eingeladen. Nach einwöchigen Beratungen hatten die rund 300 jungen Teilnehmer aus allen Kontinenten, darunter Nichtglaubende und Angehörige anderer Religionen, ein Papier verabschiedet. Papst Franziskus wollte dort hören, was junge Leute über das Leben und den Glauben denken. Während die Delegierten in Rom bei der Vorsynode diskutiert haben, konnten junge Menschen digital ihre Meinung äußern. Eingeladen waren dazu alle jungen Menschen zwischen 16 und 29 Jahren. Gestellt wurden die gleichen 300 Fragen wie bei der Vorsynode in Rom. An den Umfragen nahmen laut Vatikan 221.000 Personen teil, mehr als die Hälfte davon aus Europa. Ein zentrales Anliegen der Synode ist es, alle Jugendlichen im Blick zu haben. Neu im Blick sind Mädchen, die ihre Jugend unter besonders prekären Bedingungen zu gestalten haben. Im Fokus stehen aber die Schwierigkeiten und Herausforderungen der Jugendphase, mit einigen spannenden Beobachtungen: auf die erhöhte Komplexität, Schnelligkeit der Veränderungen, das damit verbundene Anwachsen der Unsicherheit, die „wissenschaftliche“ Kultur, Technisierung oder die kulturelle und religiöse Pluralisierung wird in der Beschreibung des gesellschaftlichen Wandels besonders eingegangen.

Im Abschlussdokument der Vorsynode lesen wir: „Junge Menschen sind betroffen von und befassen sich mit Themen wie Sexualität, Sucht, gescheiterte Ehen, zerbrochene Familien wie auch größere gesellschaftlichen Problemen wie organisierter Kriminalität, Menschenhandel, Gewalt, Korruption, Ausbeutung, Frauenmord, allen Formen von Verfolgung sowie Umweltzerstörung“. Sie „sind es gewohnt, Verschiedenheit als Reichtum zu erkennen“ und erwarten von der Kirche, dass sie sich „in einer pluralistischen Welt (…) für Toleranz und Dialog“ einsetzt. Sie „sehnen sich nach einer Kirche, die eine lebendige Zeugin dessen ist, was sie lehrt“. An die Hierarchie appelliert die Jugend: „Seid offen, ehrlich, einladend, kommunikativ, zugänglich, freudig und eine Gemeinschaft im Austausch. Eine glaubwürdige Kirche hat keine Angst als verletzlich zu gelten.“

Ilona Thalhofer

Ich lebe weil auch ihr leben werdet

28.10.2018 / 44

Nun ist sie wieder da, die dunkle Zeit. Mit dem letzten Oktoberwochenende kehrt die Winterzeit zurück, die Herbstnebel nehmen die Donauregion immer mehr in Beschlag und dann kommt zu Beginn des Novembers der Allerseelentag, an dem wir in besonderer Weise unserer Verstorbener gedenken.

Der Gang auf den Friedhof fällt vielen nicht leicht, weil der Verlust eines lieben Verstorbenen noch schmerzt oder weil Friedhöfe für sie einfach nur Orte der Trauer und des Todes sind.

Bei genauerem Hinsehen kann man jedoch feststellen, dass Friedhöfe auch Orte der Hoffnung sind – Orte der Hoffnung auf ewiges Leben bei Gott. Zahlreiche christliche Gräber zeugen davon durch die Inschriften und Symbole auf den Grabsteinen oder durch die Blumen, mit denen sie geschmückt sind. Blumen sind Zeichen des Lebens, genauso wie die Lichter, die auf den Gräbern leuchten. Sie wollen uns daran erinnern, dass Jesus die Dunkelheit des Todes besiegt und auch uns ewiges Leben beim Vater zugesagt hat.

Auf Südtiroler Friedhöfen wird diese Zuversicht auf ganz eindrucksvolle Weise zum Ausdruck gebracht. Am Abend des Allerseelentages zünden die Menschen auf den Gräbern ihrer Verstorbenen viele Kerzen an und tauchen damit den nächtlichen Friedhof in ein warmes Lichtermeer. Zumindest in dieser Nacht ist dort keine Spur von Unbehaglichkeit zu finden. Die Lichter wollen den Besuchern förmlich das Jesuswort ins Herz brennen: „Ich lebe weil auch ihr leben werdet.“ (Joh 14,19)

Ihr Diakon Andreas Thalhofer

Die Heiligen – Zeugen und Weggefährten der Hoffnung

04.11.2018 / 45

Das Fest Allerheiligen und der Gedenktag Allerseelen lenken unseren Blick auf die Heiligen, die unsere Fürsprecher bei Gott sind und ein gutes Wort für uns einlegen, wenn wir sie in unseren Anliegen bitten. Sie sind unsere himmlischen Freundinnen und Freunde, deren Hilfe wir uns sicher sein können. Jeder hat einen Heiligen als Namenspatron, zu dem wir eine persönliche Beziehung aufbauen können. Unser Diözesanbischof Konrad Zdarsa sagte bei diesjährigem Ulrichsfest: „Die Heiligen… lenken unseren Blick auf den Himmel und zugleich darauf, was das für unseren  irdischen Alltag und unseren konkreten Umgang miteinander bedeutet“. „Heilige sind Menschen, durch die das Licht Gottes scheint.“ So sagt es ein Sprichwort. Durch ihr Leben haben die Heiligen ein ausdrucksstarkes Zeugnis gegeben von Gottes Liebe zu allen Menschen.

Papst Franziskus hat während einer seiner Audienzen ebenso ein paar Gedanken dazu geäußert: „In jedem Moment unseres Lebens stehe uns nicht nur Gottes Hand bei, wir erfahren auch die diskrete Gegenwart und die Hilfe der Heiligen. Wir hätten „eine Wolke von Zeugen“ um uns, wie der heilige Paulus im Hebräerbrief sagt. Ihre Anwesenheit schenke uns die Zuversicht, dass ein christliches Leben nicht ein unerreichbares Ideal sei. Daher „erbitten wir die Fürsprache der Heiligen“.

Die Heiligkeit sei das große Geschenk, das wir unseren Mitmenschen erweisen können. Der Herr gebe uns die Gnade, so fest an ihn zu glauben, dass wir für die Welt zu Abbildern Christi werden: zu Menschen, die keine Macht und Herrschaft ausübten, sondern nach Nächstenliebe und Brüderlichkeit strebten und auch die Last und die Mühen der Bedürftigen und Leidgeprüften mittragen: ohne solche Männer und Frauen „gäbe es in der Welt keine Hoffnung“.

Ihre Gemeindereferentin Brigitte Weiss

„Sankt Martin, …“

11.11.2018 / 46

Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross das trug ihn fort geschwind …“ jeder kennt dieses Lied seit Kindertagen, auch die, die mit Glaube und Kirche nichts am Hut haben.
Und was fällt uns ein zu Sankt Martin, was wissen wir von ihm?! Natürlich ist es diese Begebenheit vor einer Stadt, wo er als Soldat des röm. Heeres die Begegnung mit dem Obdachlosen hat und seinen Mantel mit ihm teilt; im nächtlichen Traum erkennt er Jesus in diesem Bettler; es folgt seine Taufe.
Im Mittelpunkt des Martinsfestes steht die Mantelteilung, und weil es so schön ist, uns anrührt und an diesem Tag meistens kalt ist, gibt’s anschließend noch einen Punsch und eine Martinsbrezel. Jeder bekommt eine, und wenn jeder eine bekommt, ist es schon vorbei mit dem Teilen.

Ist das Teilen den die einzige Botschaft dieses Menschen, und haben wir diesen Heiligen nicht reduziert auf das Teilen? Ist es überhaupt möglich, alles zu teilen und wollten wir das wirklich? Wer von uns würde tatsächlich die Schulden eines anderen mit ihm teilen wollen, eine Krankheit oder wirklich tiefgehende Probleme?

Schauen wir auf den ganzen Martin, nicht „nur“ ein bisschen Martin, nicht „nur“ die Begebenheit vor den Toren. Was im Leben dieses Menschen mächtig ist, ist nicht das Teilen, sondern seine Beziehung zu Christus: „Wie ein Schmied bei seiner Arbeit immer wieder den Hammer schwingt, so betete Martinus ohne Unterbrechung, auch wenn er scheinbar etwas anderes tat …“ (Suplicius Severus)

Es geht um den ganzen Martin! Dann wird aus dem Teilen mehr als ein frommes Spiel. Dann bekommen wir den Blick des Heiligen, der in jedem Notleidenden, den Ruf von Jesus vernahm, weil er in ihm Jesus selbst sah. Dann teilen wir – wenn überhaupt – nicht nur am Martinstag. Und wir erkennen die Not der Menschen, nicht nur der Fernen in Form von Spenden. Als Martin starb, so ist von Suplicius Severus überliefert, soll er hinter einer Säule in seinem Kloster den Teufel gesehen haben; und er soll ihm zugerufen haben: „An mir wirst du nichts finden, du Finsterer.“
„Sankt Martin, Sankt Martin, ritt durch Schnee und Wind, …“ Nicht nur ein bisschen Martin – ganz!

Pfarrer Markus Mattes

Was ist eigentlich Heimat?

18.11.2018 / 47

„Tausende von Menschen verlieren angesichts der Waldbrände in Kalifornien Ihre Wohnungen und Häuser.“ Solche und ähnliche Schlagzeilen sind immer wieder in unseren Medien zu finden und führen in der Regel bei uns Lesern zu einer gewissen Betroffenheit, auch wenn sie leider fast schon zur Regel geworden sind und wir uns irgendwie ja bereits scheinbar an Schreckensmeldungen jeglicher Art gewohnt haben. Aber gerade der Verlust der Wohnung, des Hauses und damit ja eigentlich der Heimat führt trotz aller Abgestumpftheit noch immer bei den meisten von uns zu Mitleid und einer gewissen Solidarität mit den Opfern. Dies könnte in jenem Umstand begründet liegen, nach welchem Heimat auch und vielleicht auch gerade für den modernen Menschen noch immer ein ganz wichtiger Begriff darstellt. Heimat bedeutet zunächst Verwurzelung und Identifikation. Sie alle kennen sicherlich die kleinen Trailer im Bayerischen Fernsehen, in welchen sich immer ein anderer Bewohner oder Bewohnerin aus einer bestimmten bayrischen Region kurz vorstellt und dann stets mit der Aussage endet: „…und da bin i dahoim“. Mit diesem abschließenden Statement soll zum Ausdruck gebracht werden, wie sehr sich der Dargestellte mit der eigenen Heimat identifiziert. Heimat bedeutet aber auch Schutz und Sicherheit. Jeder von uns kennt sicherlich das Gefühl, wie gut es tut, wenn man nach einem anstrengenden Tag nach Hause in die eigenen vier Wände kommt. Man fühlt sich geborgen und kann sich so geben, wie man wirklich ist. Dies könnte auch der Grund dafür sein, dass immer mehr Vertreter des politischen Lebens den Begriff der Heimat und damit verbunden, den Schutz dieser zu einem Thema gerade verstärkt zu Zeiten von Wahlkämpfen machen. Mit der Angst vor dem Verlust der eigenen Heimat wird somit auch leider manchmal eine polemische Stimmung angeheizt, da hier einfach zentrale Grundbedürfnisse von uns Menschen entscheidend tangiert werden. Aber was ist denn eigentlich jetzt genau Heimat? Handelt es sich dabei lediglich um einen geographischen Ort, an welchem man geboren wurde und aufgewachsen ist? Können dann Menschen, welche öfters den Wohnort wechseln müssen, dann überhaupt woanders eine neue Heimat finden? In diesem Zusammenhang habe ich einmal einen wunderbaren Ausspruch gelesen: „Heimat ist da, wo die Menschen sind, die man liebt.“ Unter diesen Gesichtspunkt betrachtet, weitet sich der Heimatbegriff in ganz entscheidendem Maße. Somit ist es gar nicht mehr so entscheidend, wo man sich befindet, sondern eher mit wem. Auf diese Weise war es dann auch möglich, dass beispielsweise die vielen tausend Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre alte Heimat verlassen mussten, in der Fremde eine neue Heimat finden konnten. Weil da Menschen waren, die ihnen eine innere Heimat gaben. Eine Heimat des Herzens sozusagen. Und Diese ist ganz unabhängig davon, an welchem Platz auf der Welt ich mich gerade befinde. Mit den richtigen Menschen kann man sich überall „heimisch“ fühlen.

Kaplan Bernd Udo Rochna

„Komm doch endlich zur Besinnung“

25.11.2018 / 48

„Komm doch endlich zur Besinnung“, so wünschen wir uns das manchmal für Menschen, um die wir uns ehrliche und ernsthafte Sorgen machen. Vielleicht weil wir spüren, dass es uns gut tut, wenn der eigentliche Sinn für das Leben abhanden gekommen ist. Der Advent ist eine jährliche und ernstzunehmende Einladung an den Menschen, nach getaner Arbeit im Verlauf des Jahres, jetzt, in der dunklen Jahreszeit, wieder bei sich anzukommen und sich zu besinnen: Verläuft das eigene Leben noch in guten Bahnen oder ist es gar aus den Fugen geraten? Die dunkle Jahreszeit schafft dazu ein wunderbares Ambiente. Denn jetzt sind wir konfrontiert mit dem, was sich vielleicht unangenehm anfühlt: Begrenzte und mangelnde Sicht, Absterben der Natur, Kälte, Rückzug, Erkältung mit Bettruhe u.v.m.. Es ist eine jahrtausendealte Erfahrung der Menschheit, die sich in etlichen Texten der Bibel wiederfindet: Wo der Mensch den Dunkelheiten und Begrenzungen des Lebens ausweichen will und sich verliert in den Alltagsgeschäften, da wird er irgendwann kläglich scheitern und untergehen (z.B. Lk 12, 13ff). Wo er sich dem aber stellt, da überwindet er die Grenzen des irdischen und bricht durch zum wahren Menschsein. Genau in die dunkle und begrenzte Jahreszeit bricht die Geburt von Gott. Kein Wunder, denn damit zeigt er auf gigantische Weise, dass unsere Dunkelheiten und auch unsere begrenzten Sichtweisen eben nicht das letzte Wort haben!

Wir laden im Advent an jedem Abend ein zur Besinnung. In St. Albert zum Lebendigen Adventskalender. Dazu gibt es einen eigenen Flyer im Pfarrbrief. Und in St. Johann finden Sie vom 30. November bis 20. Dezember jeden Abend (außer montags) von 18 – 20 Uhr weit geöffnete Kirchentüren, die einladen zum Rückzug in die Kirche und zur Besinnung in wunderbarem Ambiente. Kommen Sie zur Oase im Advent.

Jesus, der Immanuel

02.12.2018 / 49

Eigentlich sollte man meinen das Neue Testament beginnt mit der Geburt Jesu. Doch das Matthäusevangelium, das erste Buch des Neuen Testaments, stellt der Geburt Jesu dessen Stammbaum voran. Eine ellenlange Aneinanderreihung von Namen – 42 Generationen. (Mt 1,1-17) Zur damaligen Zeit gab es jedoch noch keine Standesämter, mit deren Hilfe man Ahnenforschung betreiben und Stammbäume erstellen konnte. Der Stammbaum Jesus, wie ihn Matthäus verfasst hat, ist also nicht historisch zu verstehen. Matthäus war es vielmehr wichtig gleich zu Beginn seines Evangeliums die besondere Bedeutung Jesu darzustellen und zu betonen: Jesus stammt vom großen König David ab und seine Wurzeln reichen sogar noch weiter zurück – bis zu Abraham, dem Stammvater und Urahn des jüdisch-christlichen Glaubens.

Mit seiner Namensliste will Matthäus aufzeigen, dass Gott eine lange Geschichte mit den Menschen hat, eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, mit Verfehlungen und Neuanfängen. Immer wieder geriet so Manches in Unordnung. Und das Ziel dieser Geschichte ist Jesus.
So endet der Stammbaum Jesu bei Josef und Maria. Und im Folgenden schildert Matthäus die Geschehnisse rund um die Geburt Jesu. Als einziger Evangelist erzählt er davon, dass ein Engel Josef beauftragt den Jungen „Immanuel“ (= „Gott ist mit uns“) zu nennen. Letztlich geben Maria und Josef ihrem Sohn den Namen Jesus, dessen Bedeutung, „Gott rettet“, sogar noch eine Steigerung darstellt.

Mit Jesus Christus kommt Gott selbst zur Welt – er der immer schon bei und mit den Menschen ist. Er kommt zum Heil der Menschen, um zu retten „was verloren ist“ (Lk 19,19). Daran möchte Matthäus von Anfang an keinen Zweifel aufkommen lassen.

Ihr Diakon Andreas Thalhofer

In liebevoller Erinnerung …

09.12.2018 / 50

In unserem letzten Urlaub kamen wir auf einer Wanderung in den Bergen zu einer Barbara-Kapelle. Beim Halt an diesem schönen Ort machten wir eine interessante Entdeckung: diese Kapelle ist das fast einzige Überbleibsel eines großen Magnesit-Bergwerks samt Verarbeitungsbetriebe auf 1700m Höhe. Hier arbeiteten zwischen 1920 und 1976 fast 400 Menschen. Etwa 40 Familien lebten auch hier hoch über dem Tal in einer Werkssiedlung mit Laden, Schule, Kantine, Arzt, Kegelbahn und Kino – und später eben auch einer eigenen Kapelle. Nach Ende des Betriebs wurde alles abgebaut und renaturiert. Nur eine Schautafel erinnert noch an das Werk.

Beeindruckt hat mich in der Kapelle ein Erinnerungsbuch. Liebevoll gestaltet erinnert es bis heute, 40 Jahre später, an die Arbeit und an die arbeitenden Menschen der damaligen Zeit. Den Frauen in der Kantine, der Lehrerin, manchen Bergarbeitern sind einzelne Seiten gewidmet mit Bildern. Es werden die Arbeitsbedingungen beschrieben, auch an Unglücksfälle wird erinnert. Der Abschied vom Arbeitsplatz, das Ende einer Tätigkeit, die Beendigung von beruflichen Freundschaften und vertrauten kollegialen Beziehungen – dies alles hat einen guten Platz der Erinnerung gefunden – in dieser Barbara-Kapelle.

In meiner Arbeit in der Betriebsseelsorge musste ich schon manche Betriebsschließung miterleben und die betroffenen Beschäftigten begleiten in ihrem Leid und ihrer Trauer über den Verlust eines Stücks Heimat, von menschlichen Beziehungen und eigenen Lebenschancen. An diese Betriebe und ihre Mitarbeiter/innen erinnert oft gar nichts mehr – außer gelegentlich noch einem Straßennamen.

Vielleicht täte in dieser ganz besonderen Form der Trauer gut, ebenfalls eine Kultur der Erinnerung zu entwickeln: Nicht um Wunden zu vertiefen, sondern für eine liebevolle, wohltuende und wertschätzende Erinnerung an all die Menschen, die sich vor uns und für uns in der Welt der Arbeit engagiert haben.

Könnte uns da Paulus nicht ein Vorbild sein, wenn er schreibt: „Ich danke meinem Gott jedes Mal, sooft ich eurer gedenke“ (Phil 1,3)

Martina Berndt-Hoffmann (Betriebsseelsorge Iller-Donau)

Endspurt bis Weihnachten

16.12.2018 / 51

„Jetzt noch mal alle Kräfte sammeln und auf der letzten Etappe alles geben!“ Solche und ähnliche Anfeuerungs-, und Motivationssätze kennen wir in der Regel nur aus dem sportlichen Sektor. Aber auch in anderen Bereichen unseres Lebens kennen wir dieses Phänomen: Den sogenannten Endspurt. Egal ob in der Arbeitswelt, im Studium oder auch vielleicht beim Bau des eigenen Hauses erleben wir oft, gerade dann wenn es auf die sprichwörtliche Zielgerade zugeht, dass wir nochmals besondere Kräfte mobilisieren können, um dann das Ziel auch entsprechend erfolgreich zu absolvieren. Auch jetzt befinden wir uns auf einer letzten Wegetappe auf das Weihnachtsfest hin. Und hier ist es durchaus zulässig, dass wir vielleicht noch einmal einen Gang hoch schalten und uns besonders in der Vorbereitung engagieren. Dann jedenfalls, wenn wir das Ziel klar vor Augen haben und bei dessen Erreichen, sprich an Weihnachten selbst, wieder zu Stille und innerer Ruhe zurück kehren können.

Auch Maria und Josef befanden sich bei der Herbergssuche mehr oder weniger in der letzten Phase vor der Geburt von Jesu und man kann sich gut vorstellen, dass diese Tage und Stunden durchaus auch von Hektik und Stress geprägt waren. Gedanken wie „werden wir rechtzeitig eine Unterkunft finden?“ oder auch „was, wenn unterwegs plötzlich die Wehen einsetzen?“ dürften sicherlich auch bei der Heiligen Familie nicht zur allgemeinen Beruhigung beigetragen haben. Aber am Ende wurde ja dann alles gut und Gottes Sohn kam gesund und wohlbehalten zur Welt. Das Ziel ist erreicht, die Aufgabe bewältigt und nun ist die rechte Zeit für Erholung, Ruhe und schließlich auch der Dankbarkeit. Wenn diese Gefühle am Ende dominieren, dann sind erfahrungsgemäß die Strapazen davor sehr schnell vergessen. In unserer Zeit haben wir allerdings oft das Gefühl, dass wir irgendwie nie zum Ziel zu kommen scheinen. Und dann können wir sehr schnell in eine sich immer schneller drehende Spirale geraten, aus welcher wir immer schwerer herauskommen. Darum gilt: Immer ein Ziel deutlich vor Augen haben auf das man sich konkret zubewegen kann. Dann ist es auch zulässig und häufig auch nötig kurz vor dem Erreichen dessen, nochmals besonders auf das sprichwörtliche Gaspedal zu treten. Aber ein Umstand in diesem Zusammenhang dürfte selbst Menschen vertraut sein, welche sich eher nicht für den technischen Bereich interessieren: Ein Fahrzeug, welches immer und jederzeit mit Vollgas betrieben wird, hat eine wesentlich kürzere Halbwertszeit als ein ähnliches Modell, welches auch immer wieder in niedrigeren Geschwindigkeiten betrieben wird. Ganz ähnlich verhält es sich bei uns Menschen. Aus diesem Grund sollte gerade in diesen Tagen verstärkt der Grundsatz gelten: Nach besonderer Anstrengung und dem Erreichen des gewünschten Ziels, sollten wieder Ruhe und Erholung einkehren. Auch Dankbarkeit dafür, dass man die betreffende Aufgaben so gut bewältigt hat und sich jetzt glücklich am Ziel befindet.

Verfasser: Kaplan Bernd Udo Rochna

Ein Stern geht auf …

23.12.2018 / 52 · 30.12.2018 / 1

Ein Stern geht auf … Eine Geschichte zur Weihnacht
Weihnachten ist voller Geschichten – aus der Bibel; aus der Kindheit, Familiengeschichten, …

Eine Geschichte finde ich spannend, sie kommt aus ferner Zukunft: Charles saß in seinem Raumschiff und raste mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit durch den interstellaren Raum. Er hatte sich freiwillig für dieses Unternehmen gemeldet, das mindestens sieben Jahre dauern sollte. Ziel war es, möglichst nahe an eine kosmische Katastrophe heranzukommen, um letzte Gewissheiten für die Entstehung der Welt zu bekommen. Seine einzigen Begleiter auf seinem Weg waren zwei Roboter.

Jetzt starrte er auf seine Monitore; die Daten, die er speicherte und zur Erde funkte, zeigten an, dass sie in unmittelbare Nähe des untergegangenen Sonnensystems geraten waren. Die Mission sollte zu ihrem Höhepunkt kommen.

Es war der 23. Dezember 2105; vor 30 Jahren hatte man Weihnachten abgeschafft, es gab dafür keinen Bedarf mehr. „Gott“, dachte Charles; auf seiner Reise war er keinem Gott begegnet, an unzähligen Sternen ist sein Raumschiff vorbeigerast, an einem Gott nicht. „Stille Nacht, heilige Nachte“, summte er und dachte fast ärgerlich an seine Kindheitserinnerungen; sein Vater hatte dieses Lied gesungen. „Gott soll ein Mensch geworden sein? Der Mensch ist alleine, so wie ich auf meinem Weg durch die Dunkelheit des Alls. Da ist kein Gott!“

Seine Gedanken wurden unterbrochen durch eine Reihe von Zahlen, die der Computer zu einer Zahl mit 25 Stellen zusammenfügte. Sie zeigte den Zeitpunkt an als der Stern, auf den das Raumschiff zuraste, am hellsten aufleuchtete, bevor er in sich zusammenstürzte und ein Planetensystem in sich verschlang. Die Augen von Charles sahen als erste das Datum dieser kosmischen Katastrophe, und es brauchte nur einen Tastendruck, um die fünfundzwanzigstellige Zahl auf Erdzeit umzurechnen.

Als Charles die berechnete Zeit sah, schlug er sich die Hände vors Gesicht: „6 v.u.Z.“ Unmöglich, dachte er, diese Zeitangabe war das Jahr der Geburt von Jesus in Betlehem. Zu dieser Zeit leuchtete die Supernova zwischen Jupiter, dem Königsstern, und Saturn, dem Stern Palästinas, auf und überstrahlte den Horizont, der Stern von Weihnachten. Ein Gott hatte eine kosmische Katastrophe inszeniert, um die Geburt seines Sohnes auf der Erde anzuzeigen. Charles fiel auf die Knie. „Gott, es gibt einen Gott. Mein Gott, es gibt dich.“

Alarmanzeigen leuchteten auf, das Raumschiff wurde immer schneller, angezogen durch die Schwerkraft des schwarzen Lochs, eine Umkehr war nicht mehr möglich. Aber die war für Charles jetzt nicht mehr nötig.

Welche Geschichten fallen uns ein, haben wir eine Lieblingsgeschichte zu Weihnachten?

„Ein Stern geht auf …“ (Num 24,17a), eine Verheißung aus dem alttestamentlichen Buch Numeri aus einer fernen Vergangenheit. Was konnten die Menschen damals mit diesen Worten anfangen? Wie war das mit dem Stern zu verstehen? Wann konnten sie mit der Erfüllung dieser Verheißung rechnen?

Und dann kam die Zeit, von der Menschen sagen und erzählen konnten: „Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, … und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir euch.“ (1 Joh 1,1-3).

Erzählen nicht alle Geschichten – jedenfalls die allermeisten – , die wir an Weihnachten erzählen und hören genau davon!? Es gibt einen Gott! Aus seiner Hand kommt alles, das Sichtbare und Unsichtbare, alles Vorstellbare und Unvorstellbare, alles … Und weil er uns das nicht „nur“ in fernen und gewaltigen Zeichen zeigen wollte, kam er in unsere Welt. Der Allerhöchste wird zum Allerniedrigsten, zum Allernächsten, er wird als Mensch geboren!

Ich bin dankbar für diese seine Geschichte! So viele Menschen denken daran und feiern diese Geschichte, auch die, die gerade grausame, unmenschliche und harte Geschichten erleben müssen, Krieg, Armut, Hunger, Elend und Not, Einsamkeit … Und ich glaube, sie können es, weil sie in im menschgewordenen Gott Jesus Christus auch ihre Geschichte finden und einen Gott erleben, der in ihrem Leben nicht „nur“ da war, sondern ist!

Was ist unsere Geschichte?

 

Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnacht!

Ihr Pfarrer Markus Mattes

Sternsinger bringen den Segen Gottes

06.01.2019 / 2

In diesen Tagen ziehen wieder unzählige Sternsinger durch die Häuser und bringen den Segen Gottes für das neue Jahr. Korrekter müssten wir sagen: sie sprechen uns diesen Segen neu zu! Denn gesegnet sind wir schon längst. Leider vergessen wir das nur allzu oft und verlieren uns in den Alltagssorgen. Der uralte Neujahrsbrauch (seit dem 16. Jahrhundert bezeugt) will uns unmittelbar daran erinnern, dass wir Beschenkte sind: wir sind beschenkt damit, dass wir leben dürfen. Wir sind in unseren Breiten beschenkt mit dem hohen Gut der Arbeit, die dem Menschen Würde verleiht. Wir sind beschenkt damit, von allem mehr als genug zur Verfügung zu haben und keinen ernstzunehmenden Mangel leiden zu müssen. Wir leben in dem Teil der Welt, der von den 80% des weltweiten Reichtums abbekommt, der nur 20% der Menschheit überhaupt zur Verfügung steht. Jeder von uns ist weitestgehend frei sein Leben zu gestalten, es bunt werden zu lassen, zu erschaffen, zu lieben, zu genießen, zu tanzen, zu lachen, zu trösten, krank zu sein und wieder zu gesunden. Wir leben in einer Matrix von Überfluss. Wir finden genügend Grund dankbar zu sein. Aber sehen wir das wirklich so? Sind wir nicht meistens damit beschäftigt den Mangel aufzuspüren und unsere Unzufriedenheit zu zelebrieren?

 

Sternsinger der Pfarreiengemeinschaft Neu-Ulm, unterwegs in Offenhausen / St. Albert

Mit dem Besuch der Sternsinger in unseren Häusern verbindet sich etwas Weiteres, sehr Wesentliches. Mit dem Zuspruch „Du bist gesegnet!“ ist uns gleichzeitig ans Herz gelegt: „Du sollst ein Segen sein!“ Genauso, wie die jungen Menschen durch die Häuser ziehend, zum Segen für andere werden, indem sie Spenden für Kinder weltweit sammeln und ihre Zeit in den Dienst stellen. Jeder ist eingeladen zur Mitsorge an einem gelingenden und fairen Miteinander weltweit zu tragen. Sicher helfen uns die Bilder der Not und des Mangels zu erkennen, wie schwerwiegend die Probleme weltweit sind. Da reicht es nicht auf andere zu verweisen und dabei auf Kosten anderer zu leben. Wir sind gerufen, weil wir gesegnete sind! Und schon die Menschen aus der Zeit der Bibel wussten: „Geben ist seliger als nehmen!“, weil darin das eigentliche anhaltende Glück verborgen liegt.

Ilona Thalhofer, Gemeindereferentin

Was keiner wagt …

13.01.2019 / 3

Ein Geschenk unter unserem Weihnachtsbaum war der Film „Papst Franziskus – ein Mann seines Wortes“. Bereits im Kino hat mich dieser Film – oder besser gesagt dieser Papst – stark beeindruckt. Nun, auf DVD, kann man sich seine wichtigen Gedanken, Worte und Botschaften immer wieder anschauen und im beiliegenden Büchlein nachlesen.

In vielen Szenen zeigt der Film den enormen Mut des Papstes, wenn dieser beispielsweise vor der UNO die Umweltzerstörung und soziale Missstände anmahnt oder sich vor dem amerikanischen Kongress entschieden gegen Fremdenfeindlichkeit und die Waffenlobby wendet. Papst Franziskus beweist Mut und er macht Mut sich als Christ gegen den Strom zu stellen, wo es geboten ist.

Mir kommt dabei das Gedicht des Priesters und Schriftstellers Lothar Zenetti in den Sinn, das von Konstantin Wecker wunderschön vertont wurde:

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen.

Was keiner sagt, das sagt heraus.

Was keiner denkt, das wagt zu denken.

Was keiner anfängt, das führt aus.

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen.

Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.

Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.

Wenn alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken.

Wo alle spotten, spottet nicht.

Wo alle geizen, wagt zu schenken.

Wo alles dunkel ist, macht Licht.

 

Ihr Diakon Andreas Thalhofer

Gebetswoche für die Einheit der Christen

20.01.2019 / 4

Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. – 25. Januar 2019

Die Gebetswoche verbindet weltweit Konfessionen, Kirchen und Kulturen über alle Grenzen hinweg. In dieser Woche wird die lebenswichtige Bedeutung der Einheit hervorgehoben: Einheit wächst, wo für begangenes Unrecht Buße getan und gemeinsam der Gerechtigkeit „nachgejagt“ wird.

Zur Vertiefung der Reflexion über Einheit und Gerechtigkeit wurden die Themen der einzelnen Tage so ausgewählt, dass sie jeweils einen Aspekt des Ringens um Gerechtigkeit illustrieren.

Das Thema am 2.Tag lautet: Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein
(Matthäus 5,37)

„Gewalt gegenüber unseren Mitmenschen äußert sich nicht nur in körperlichen Übergriffen und Raubüberfällen, sondern auch in Klatsch und boshaften Gerüchten. In den sozialen Medien erreichen Unwahrheiten in kürzester Zeit ein breites Publikum. Die Christen in Indonesien sind sich bewusst, dass manche religiöse Gruppen – auch Christen – Lügen und Vorurteile über andere religiöse Gruppen auf diesem Weg verbreiten. Menschen schrecken aus Angst und der Gefahr von Vergeltungsakten davor zurück, für die Wahrheit einzustehen. Wenn sie mit ungerechten und unwahren Behauptungen, die Angst verbreiten sollen, konfrontiert werden, schweigen sie lieber.

Jesus sagt: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.“ Verlogenheit zerstört gute Beziehungen zwischen Einzelnen genauso wie zwischen Gruppen und auch zwischen Kirchen. Unehrlichkeit beschädigt die Einheit der Kirche. Der Text aus dem Epheserbrief (Epheser 4,22-25) erinnert uns, dass wir in Christus ein Leib sind. Er ruft uns zur Ehrlichkeit und zu gegenseitiger Verantwortung auf, damit unsere Gemeinschaft wachsen kann. Dann wird nicht der Geist des Bösen, sondern der Heilige Geist Gottes bei uns sein“.

Ihre Gemeindereferentin Brigitte Weiss

Gelassenheit …

27.01.2019 / 5

Ich lasse mich dir, Herr, und bitte: Mache ein Ende all meiner Unrast. Meinen Willen lasse ich dir. Ich glaube nicht, dass ich selbst verantworten muss, was ich tue und was durch mich geschieht. Führe du mich und zeig mir deinen Willen.
Meine Gedanken lasse ich dir. Ich glaube nicht, dass ich so klug bin, mich selber zu verstehen, diese ganze Welt, das Leben und die Menschen. Ich muss sie nicht verstehen. Lehre mich nur, deine Gedanken zu denken.

Meine Pläne lasse ich dir. Ich glaube nicht, dass mein Leben darin seinen Sinn findet, dass ich alles erreiche von meinen Plänen. Du hast einen besseren Plan für mich. Ich vertraue deinem Plan, denn du kennst mich.
Meine Sorgen um die anderen Menschen lasse ich dir. Ich glaube nicht, dass meine Sorgen daran viel ändern können. Ich vertraue mich deiner guten Sorge an. Alles liegt in deinen Händen.
Alle ungelösten Fragen, alle Mühe mit mir selbst, alle verkrampften Hoffnungen lasse ich dir. Ich gebe es auf, gegen verschlossen Türen zu rennen, und warte auf dich. Du wirst kommen.

Meine Angst vor der Stärke der anderen lasse ich dir.
Meine Furcht vor meinem eigenen Versagen lasse ich dir. Ich brauche kein erfolgreicher Mensch zu sein, wenn ich nur ein gesegneter Mensch bin, einer der in deinem Willen steht.
Ich lasse mich dir.
Ich gehöre dir.
Du hast mich in deiner guten Hand.
Ich danke dir.

P. Dr. Matthias Utters OFM

Damit nichts im Hals stecken bleibt

03.02.2019 / 6

„Wird heute im Gottesdienst wieder geblaselt?“ Solche und ähnliche Fragen sind in diesen Tagen wieder verstärkt in nahezu allen Pfarreien in unserem Land, und genau gesehen, weltweit zu vernehmen. Begeht die Katholische Kirche doch am 3. Februar den Gedenktag des Heiligen Bischofs Blasius von Sebaste. Dieser hat als Arzt und Bischof treu und mutig seinen Glauben bis zum Schluss bekannt und dafür das Martyrium erlitten. Neben vielen Erzählungen rund um seine Person wird unter anderen berichtet, dass er während einer Gefangenschaft einen Jungen geheilt hat, der sich zusammen mit ihm im Gefängnis befand und der sich an einer Fischgräte verschluckt hat und daran zu ersticken drohte.

Aufgrund jenes Umstands gilt er vor allem als Schutzpatron bei sämtlichen Beschwerden des Halses und der Atemwege. Deshalb wird in den Gottesdiensten rund um seinen Gedenktag der sog. Blasiussegen gespendet, welcher sich nach wie vor sehr großer Beliebtheit erfreuen kann. Dabei werden den Gläubigen zwei gekreuzte Kerzen vor den Hals bzw. Brustkorb gehalten und dann die entsprechende Segensformel gesprochen. Da gerade in dieser Zeit sehr viele Menschen von gesundheitlichen Problemen den Hals,- und Rachenbereich betreffend, heimgesucht werden, erhoffen sich die Betroffenen durch diese Fürsprache Heilung und Linderung ihrer Beschwerden.

Nun können wir aber gerade auch in den heutigen Tagen verstärkt beobachten, dass wir mit Dingen und Sachverhalten konfrontiert werden, welche uns sprichwörtlich im Hals stecken bleiben. Aussagen wie „das schwillt mir ja vor Ärger der Hals!“ oder auch „da bleibt mir ja fast die Luft weg!“ sollen im übertragenen Sinne zum Ausdruck bringen, dass uns manchmal nicht nur eine organisch bedingte Krankheit das Atmen schwer machen kann. Und wenn man einen Blick auf das aktuelle Tagesgeschehen wirft, welches sich in unserer Welt abspielt und zuträgt, dann muss man in der Tat erstmal ganz tief durchatmen um all die, teilweise haarsträubenden, Geschehnisse zu verkraften. Ich denke, auch hier kann die Fürsprache des Heiligen Bischofs Blasius eine Hilfe und eine Unterstützung sein.

Deshalb sollten wir, wenn wir uns aufmachen, um den Blasiussegen zu empfangen, auch an diese Sachverhalte denken und sie demutsvoll, aber auch in aller Offenheit vor Gott bringen. Auf das er uns auf die Fürsprache des Heilige Blasius vor den „Frischgräten“ unserer Zeit befreien möge, damit wir auch im übertragenen Sinne wieder tief und frei durchatmen können.

Kaplan Bernd Udo Rochna

Liebe ist ….

10.02.2019 / 7

Vergangenen Sonntag drehte sich im Familiengottesdienst in St. Albert, Offenhausen alles um die Liebe. Im Zentrum des Gottesdienstes stand das Hohelied der Liebe aus dem Korintherbrief. Wir stellten die Frage: Was ist eigentlich Liebe? Der bunte Strauß an Antworten aus unserer Gottesdienstgemeinde hat es wahrlich verdient weitergetragen zu werden. Lassen Sie sich inspirieren:

Liebe ist ….

Gott – Jesus Christus – Gerechtigkeit – vollkommene gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Hingabe – wenn jemand immer für mich da ist – für meine Familie da zu sein, meine Frau und meine Kinder – zusammen was unternehmen – die ganze Familie bei sich haben – zusammen sein – alles – ein Kind zu haben – nicht nur an sich denken – alles verzeihen und vergessen – nach vorne zu schauen und lachen – besonders – frei – bezaubernd – verzaubernd – keine Prahlerei – Barmherzigkeit – Rücksicht nehmen auf meinen Mitmenschen – den anderen achten, auf ihn schauen, zuhören – wie ein Sonnenstrahl im Frühling, der neues Leben schenkt, uns wärmt und uns neu aufleben lässt – Glauben – Vertrauen – Glück – ein Herz zwischen Menschen – sich gegenseitig Halt sein – schöööön! – Wachstum – ehrlich wie ein helles Licht – Musik – toll – herzerwärmend – warm – großartig – großzügig – bunt – wenn ich ganz vertrauen kann – zuhören wollen – den Nächsten lieben wie sich selbst – mögen – Zeit füreinander haben – Gutes tun – im Herzen sich wohl fühlen – glücklich sein – Freude – sich verstehen – wenn Mama und Papa mit mir spielen – schwer in Worte zu fassen – wichtig und wertvoll – göttlich – eine Welt ohne Kriege – Schmetterlinge im Bauch – verzeihen können – alles für den anderen zu riskieren und zu tun – Familie – von Gott – etwas sehr Schönes und Gutes – sich um einen kranken Nachbarn zu kümmern – füreinander immer da sein – bedingungsloses Vertrauen – ewig – hört niemals auf – unbeschreiblich schön – wunderbar – gütig und geduldig – mit dem Herzen zu sehen – zusammenhalten – einander treu sein – meine Kinder und Eltern – der Ursprung des Lebens – gemeinsam in eine Richtung schauen – den „anderen“ so nehmen wie er ist – Respekt – Achtung und Unterstützung des anderen – zum eigenen Volk stehen – einander zu vergeben – Gemeinsamkeit – Rücksichtnahme – Freundschaft – sich geborgen fühlen – schmerzhaft – sie erträgt viel, ist großzügig und sucht nicht den Vorteil – unendlich – aufeinander zugehen – Miteinander – Gemeinschaft – wenn man Kranken hilft – das Leben – kuscheln – stark – ohne Bedingung – eine Kraft oder Macht die uns zusammenhält – wenn einer sein Leben gibt für seine Freunde – Ganzhingabe – das einzige Gut welches durch Verschenken nicht weniger wird – Ehrlichkeit.

Ilona Thalhofer

Weltgebetstag

17.02.2019 / 8

Slowenien ist eines der jüngsten und kleinsten Länder der Europäischen Union. Von seinen gerade mal zwei Millionen Einwohner sind knapp 60 % katholisch. Obwohl das Land tiefe christliche Wurzeln hat, praktiziert nur gut ein Fünftel der Bevölkerung seinen Glauben. Bis zum Jahr 1991 war Slowenien nie ein unabhängiger Staat, sondern wurde immer wieder von verschiedenen Mächten regiert und beherrscht. Dennoch war es über Jahrhunderte Knotenpunkt für Handel und Menschen aus aller Welt. Sie brachten vielfältige kulturelle und religiöse Einflüsse mit. Bereits zu Zeiten Jugoslawiens galt der damalige Teilstaat Slowenien als das Aushängeschild für wirtschaftlichen Fortschritt. Heute liegt es auf der „berüchtigten“ Balkanroute, auf der im Jahr 2015 tausende vor Krieg und Verfolgung geflüchtete Menschen nach Europa kamen.

Mit offenen Händen und einem freundlichen Lächeln laden die slowenischen Frauen gemäß dem Gleichnis vom Festmahl im Lukasevangelium die ganze Welt zu ihrem Gottesdienst ein, der uns entführt in das Naturparadies zwischen Alpen und Adria. Und er bietet Raum für alle. Es ist noch Platz –  besonders für all jene Menschen, die sonst ausgegrenzt werden wie Arme, Geflüchtete, Kranke und Obdachlose.

Auch gibt es tief verwurzelte Ressentiments zwischen Gläubigen und Atheisten, Männern wie Frauen, aus sozialistischen Zeiten zu überwinden. Ethnische Minderheiten wie die Roma sind benachteiligt. Ist auch Platz für sie?

Feiern Sie mit unseren ökumenischen Teams wieder konfessionsübergreifend  ganz besondere Gottesdienste. Nach den Gottesdiensten „ist alles bereit“. Freuen Sie sich auf selbst zubereitete slowenische Spezialitäten. Wir laden Alle herzlich ein!

Weltgebetstag 2019
Freitag, 1. März

Offenhausen:
18 Uhr, katholische St. Albert-Kirche

Stadtmitte:
19 Uhr, evangelische Petruskirche

Finningen/Reutti:
19 Uhr, Pfarrstadel in Finningen.

Pfuhl:
19 Uhr, evangelische St. Ulrich-Kirche.

 

Gemeindereferentin Brigitte Weiss
für die ökumenischen Weltgebetstagsteams der Pfarreiengemeinschaft

Irre werden?

24.02.2019 / 9

 

Er könne Menschen verstehen, „die an uns irre werden“, sagte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke vor drei Wochen bei der Vorstellung des internen Prüfberichts des Finanzskandals der Diözese Eichstätt. Es ist in der Tat zum irrewerden, wenn man dieser Kirche angehört, in der gerade ein Skandal auf den anderen folgt:

Erst die Offenlegung des jahrzehntelangen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Geistliche, dann der Finanzskandal in Eichstätt, gefolgt von einem weiteren Finanzskandal in der österreichischen Diözese Gurk und nun der sexuelle Missbrauch von Ordensfrauen durch Geistliche.

Was tun? – Irre werden? Vor Wut explodieren? Verzweifeln? Alles hinwerfen? Der Kirche den Rücken kehren und austreten? …

Diese und viele weitere Fragen wurden am vergangenen Wochenende in unserer Pfarreiengemeinschaft offen diskutiert, als der Generalvikar unserer Diözese Harald Heinrich, zusammen mit dem Leiter der Fortbildungsabteilung Dr. Anton Schuster und Domvikar Martin Riß zum Themenabend „Missbrauch in der katholischen Kirche“ ins Pfarrzentrum St. Albert kamen. Zu Beginn erläuterten sie die Ergebnisse der sogenannten MHG-Studie der deutschen Bischofskonferenz „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige“. Anschließend stellten sie sich den Fragen der anwesenden Gemeindemitglieder, Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungsmitglieder. Dabei wurde zwei Stunden lang offen, heftig und kontrovers diskutiert.

Auch wenn letztendlich deutlich wurde, dass so manche Frage nicht – oder nur unbefriedigend – beantwortet werden kann und dass uns die Auswirkungen sexuellen Missbrauchs in der Kirche wohl noch lange beschäftigen werden, stimmt mich hoffnungsvoll, dass mittlerweile über diesen und weitere Missstände offen gesprochen werden kann und dies auch getan wird – und zwar auf allen Ebenen.

So findet in diesen Tagen im Vatikan ein Treffen der Vorsitzenden der 113 Bischofskonferenzen, der Ostkirchen, der Ordensoberen und der Leiter der Kurienbehörden zusammen mit Papst Franziskus statt, um sich mit den sexuellen Missbräuchen in der katholischen Kirche auseinanderzusetzen. Hierbei werden Experten Vorträge halten und Betroffene aus der ganzen Welt sollen gehört werden.

Papst Franziskus hat im Vorfeld deutlich gemacht, dass es keine Vertuschung mehr geben wird und er benennt mutig und offen die Ursachen dieser Missstände, unter anderem den Klerikalismus.

Ja, es gibt ihn, den Klerikalismus, und er wird nach wie vor gepflegt – von zahlreichen Geistlichen selbst und erstaunlicherweise auch von so manchen Gläubigen, die in den Geistlichen nur den geweihten Würdenträger und nicht den Menschen sehen wollen. In deren Augen bekommt eine kirchliche Veranstaltung und insbesondere ein Gottesdienst erst dann Gewicht, wenn einer der „hochwürdigen Herren“ anwesend ist – am besten der Pfarrer oder Kaplan oder zumindest der Diakon.

Wenn Papst Franziskus im Klerikalismus einen der Gründe erkennt, der diese Dimension von Missbräuchen an Kindern und Jugendlichen ermöglicht hat, das sollte man nicht nur an den „Klerikalismus von oben“, sondern auch an den soeben beschriebenen „Klerikalismus von unten“ denken. Im untersuchten Zeitraum von 1964 bis 2014 führt die MHG-Studie im Bistum Augsburg 164 Opfer und 85 Täter auf. Dies sind wohlgemerkt die bekannt gewordenen Fälle, ohne Dunkelziffer! Das bedeutet, dass sowohl Opfer als auch Täter mitten unter uns leben. Hat in der ganzen Zeit tatsächlich kein Mensch irgendetwas bemerkt? Bemerkt auch heute niemand etwas? Fehlt uns der Blick für Opfer? Fehlt uns der Blick für Täter?

Wir wissen alle, dass Missbrauch kein rein kirchliches Problem, sondern vielmehr ein gesellschaftliches Problem ist. Doch das Prinzip funktioniert in allen Bereichen gleich: Missbrauch wird vor allem dort begünstigt, wo Erwachsene, denen Schutzbefohlene anvertraut sind, auf ein scheinbar unantastbares moralisches Podest gestellt werden – seien es Prominente, Lehrer, Trainer, Verwandte oder auch Geistliche.

Ihr Diakon Andreas Thalhofer

Kirchensanierung …

03.03.2019 / 10

Immer wieder darf ich mit unserem Architekten zusammen mit Interessierten durch St. Johann Baptist gehen und über die Kirche berichten: ihre Entstehung, ihre Bau- und Erweiterungsphasen, der Wiederaufbau nach ihrer Zerstörung durch die Bombardierung unserer Stadt, die Neugestaltung in den neunzehnhundert achtziger Jahren und der aktuelle Stand der Sanierung. Vor ein paar Jahren hat es über Nacht einen gewaltigen Riss durch das gesamte Kirchenschiff gegeben; mit einem Schlag hat es die Bodenplatten im Mittelgang aufgestellt. Die Spannungen, die sich wohl über Jahrzehnte in der Kirche aufgestaut haben, mussten sich Luft verschaffen. Dieses Ereignis hat die Notwendigkeit der Sanierung erst bewusst gemacht und schließlich eingeleitet. Spannend und herausfordernd während des bisherigen Verlaufs ist, dass wir nicht mit einem fertigen Konzept beginnen konnten; vieles zeigte und zeigt sich im Verlauf, es musste und muss teilweise neu gedacht und anfangs geplante Verfahren geändert werden und konnten und können gar nicht zur Durchführung kommen. Wenn ich zurzeit in die geschlossene Kirche hineingehe, erschreckt mich der Zustand ihres Inneren: da sind nur Gerüste, Staub und Schmutz, unangenehme Gerüche, keine Schönheit, das Kreuz und der Altar sind verhüllt, …

Bei näherem Hinschauen kann ich aber – noch Anfang Haft – auch erste Ergebnisse sehen: gereinigte Mauern, ganz neugedachte Entwürfe, neue Lichtplanungen, …

Die Sanierung von St. Johann beschäftigt mich, und wird für mich zu einem Geschehen der Kirche weltweit!

Bei einem Gespräch mit einem Missbrauchsopfer sagte Kardinal Schönborn im Blick auf die wenige Tage später stattgefundene Konferenz des Papstes mit den vorsitzenden Bischöfen der Bischofskonferenzen in Rom, dass es wohl zuallererst um ein Bewusstwerden von Zuständen und Verhaltensweisen der Kirche gehen wird/muss. Für mich ein Bewusstwerden, das nicht „nur“ den Umgang mit Schutzbefohlenen wahrnehmen will, sondern sich auf alle vorstell- und noch unvorstellbaren Bereiche kirchlichen Denkens, Redens, Lebens, Handelns und Verhaltens ausweiten will und muss, sie anschaut und zu Veränderungen offen ist und aufbricht, auch wenn sie noch gar nicht geplant und gedacht sind. Das Neu-Bewusstwerden des Verhaltens Gottes gegenüber den Menschen, wie er es uns in Jesus seinem Sohn zeigt!

 

 

Vor unserer Kirche hängt ein Plakat, darauf steht:
So reinigt Gott seine Nutzgefäße, füllt sie neu mit seinem Geist und macht sie wieder brauchbar!

Der Untergang der Kirche, der Gemeinschaft der Gerufenen, ist nicht in seinem Heilsplan; die Reinigung und Neuordnung schon.

 

Beim letzten Firmnachmittag unserer Jugendlichen bin ich ins Staunen gekommen über die Antworten, die sie im Blick auf das Leben, seine Zusammenhänge und sein Gelingen gefunden haben – das war und ist stark! Und da war ein Gebet – Sie kennen es:

 

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

dass ich liebe, wo man hasst;

dass ich verzeihe, wo man beleidigt;

dass ich verbinde, wo Streit ist;

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;

dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;

dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,

nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;

nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;

nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;

wer sich selbst vergisst, der findet;

wer verzeiht, dem wird verziehen;

und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben. (GL 19,4)

 

Pfarrer Markus Mattes

Zusammen sind wir stark! – auch beim Fasten

10.03.2019 / 11

„Und auf was verzichtest Du diesmal in der Fastenzeit?“ Mit dieser oder ähnlichen Fragen sind viele von Ihnen sicherlich in den letzten Tagen konfrontiert worden oder haben sie selbst an Freunde und Bekannte gerichtet. Und auch die Antworten fallen höchst unterschiedlich aus. Manche verzichten auf Zucker und Süßes, Andere wiederum auf Alkohol und/oder Tabak und wieder Andere schränken gewisse Tätigkeiten wie Fernsehen oder den Konsum des Internets während der Fastenzeit ein. Es gibt natürlich auch Menschen, welche in diesen 40 Tagen der Buße so keinen rechten Sinn sehen und es daher auch nicht für nötig erachten, ihren Lebenswandel dahingehend zu verändern. Aber sollten wir uns dazu durchringen, auf die eine oder andere Sache oder liebgewordene Gewohnheit zu verzichten, dann möchten wir dies auch in der Regel mit aller Konsequenz vollziehen. Will heißen: Wenn schon Fasten, dann auch die vollen 40 Tage und nicht schon vorher das sprichwörtliche „Handtuch werfen“. Gelingt uns dies nicht, sind wir in der Regel enttäuscht und ärgern uns über unsere eigene Disziplinlosigkeit.

Nun verhält es sich in der Regel mit dem Fasten ähnlich wie mit ganz vielen anderen Vorhaben oder Projekten in unserem Leben: Alleine ist es oft viel anstrengender als in einer Gemeinschaft. Nun mag hier der ein oder andere verständlicherweise die Frage stellen, was es mir denn jetzt persönlich nützt, wenn weitere Menschen sich dieselben Fastenvorsätze fassen wie ich selbst. Denn in letzter Konsequenz muss ja jeder für sich selbst den geplanten Verzicht üben. Dieser Einwand mag aus dieser Perspektive aus betrachtet, sicherlich berechtigt sein. Aber diesbezüglich verhält es meiner Ansicht nach eher wie nach dem Grundsatz „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Es handelt sich daher eher um eine Gemeinschaft im Geiste, in welcher sich die einzelnen Mitglieder mental und seelisch Kraft und Halt geben, die geplanten Vorsätze auch entsprechend umzusetzen. Man könnte dies vielleicht auch mit einer Wegstrecke wie beispielsweise einer Fußwallfahrt vergleichen, die man nicht alleine, sondern in einer Gruppe geht. Laufen muss hier zwar auch jeder für sich, aber gerade in Situationen, in welchen man neigt, die Motivation zu verlieren, kann man sich gegenseitig wieder Mut und Zuversicht zusprechen.

So sind auch diese 40 Tage der vorösterlichen Bußzeit wie ein Weg, den wir entweder alleine oder gemeinsam gehen können. Aber egal, wie wir uns entscheiden: Einer geht immer mit und dieser Jemand kann uns auf ganz besondere Art und Weise motivieren.

Kaplan Bernd Udo Rochna

Gebetsinitiative „miteinander Beten“

17.03.2019 / 12

Auf die Fürbitte der Mutter von Jesus Christus bauen

Gebetsinitiative „miteinander Beten“
am 24. März 2019 um 19 Uhr in der Petruskirche/Neu-Ulm

Warum noch ein Gebetstermin?
Der Ausgangspunkt für diese bundesweite Gebetsinitiative ist der Film „Fatima, das letzte Geheimnis“. Eindrucksvoll und zugleich sehr berührend werden die Zusammenhänge mit etlichen Ereignissen in unserer Zeit und dem Rosenkranzgebet dargestellt. Immer wieder konnte manches Unheil durch das intensive Rosenkranzgebet von Millionen Menschen abgewendet werden. Die Aussage des Filmes ist, dass wir uns nicht entmutigen lassen sollen, sondern unsere Anliegen vertrauensvoll der Gottesmutter übergeben. Das hat viele, die diesen Film gesehen haben, nicht in Ruhe gelassen. Es gibt so viele Umbrüche in unserer Zeit, in den Pfarreien, in der Kirche, in den Familien, in der Politik …. Niemand weiß, was daraus wird. Was können wir tun? Das „Projekt Pilgerheiligtum“ der Schönstattbewegung hat deshalb die Gebetsinitiative „miteinander BETEN“ gestartet.

„Gemeinsam beten“ am Sonntag, den 24. März 2019 an vielen Orten, mit anderen oder allein, dasselbe Gebet, den Rosenkranz. In unserer Pfarreiengemeinschaft um 19 Uhr in der Petruskirche, nach dem Abendgottesdienst.

Wir bitten um Frieden zwischen den Völkern, Religionen, in den Familien. Wir bitten um Gottes Segen, dass das, was wegbricht, zu einem neuen Anfang wird.“

Elvira Held
„Projekt Pilgerheiligtum“

Frohe Weihnachten!

24.03.2019 / 13

Ja, Sie lesen richtig – ein froher Weihnachtswunsch mitten im März! Und dieser ist durchaus ernst gemeint. Beginnt doch in der vor uns liegenden dritten Fastenwoche in gewisser Weise bereits Weihnachten. Denn genau neun Monate vor dem Fest der Geburt des Herrn feiern wir am 25. März das Fest der Verkündigung – der Tag, an dem der Erzengel Gabriel zu Maria gesandt wurde und ihr verkündete, dass sie zur Mutter des Messias, des Gottessohnes, erwählt war.

Und Maria antworte auf die Botschaft des Engels „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38), obwohl diese Erwählung noch weniger in ihr Leben passte als der eingangs geschriebene Weihnachtsgruß in den Frühling. Schließlich war sie nicht verheiratet. Die Schwangerschaft einer ledigen Frau wurde als eine schlimme Schande angesehen. Zudem waren die Umstände, unter denen Maria schwanger wurde, alles andere als plausibel. Somit war der Entschluss Josefs, sich von seiner Verlobten zu trennen (Mt 1,19), durchaus verständlich.

Da war so rein gar nichts von „Frohe Weihnachten“. Die weihnachtliche Botschaft scheint nicht in unsere Welt zu passen. Damals nicht und auch nicht heute, kurz nach Frühlingsbeginn. Selbst im Dezember halten Manche sie für fehl am Platz: Ein Kind in der Krippe soll der Retter der Welt sein? Gott wird Mensch, stirbt am Kreuz und steht von den Toten auf – wer soll das denn glauben?

Maria hat geglaubt. Zuerst war sie erschrocken, ja bestürzt. Aber sie hat nachgedacht. Nicht nur über das Kind in ihrem Bauch, sondern über ihr Leben und über das, was Gott mit ihr vorhat. So kann sie letztlich zu Elisabet sagen „Der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig“. (Lk 1,49)

Sie zeigt, dass Weihnachten unabhängig jeglicher Kalenderdaten beginnen kann – auch heute, im März – wenn ich darüber nachdenke, was Gott mit mir und meinem Leben vorhat.

Diakon Andreas Thalhofer

Ich schaffe das!

31.03.2019 / 14

Ich schaffe das, so sporne ich mich an in der Fastenzeit: Ich schaffe das, mir täglich 10 Minuten Stille zu gönnen. Ich schaffe das, auf Süßes und Alkohol zu verzichten, oder den Zeitfressern Smartphone, Fernsehen und wie sie alle heißen Nahrung zu entziehen. Ich schaffe das!

Was mir daran nicht ganz gefällt?

Ich höre den Satz, „ich schaffe das“, das ganze Jahr über in verschiedenen Varianten: Ich schaffe das alleine, ohne Rollator. Ich schaffe das alleine, ich will ja meinen Kindern nicht zur Last fallen. Ich brauche keinen Arzt. Ich mache das mit mir selber aus. Mit dem Tod meines Arbeitskollegen umzugehen, schaffe ich schon. Ich komme mit meiner schmalen Rente zurecht, ich will nichts „vom Staat“. Oder: Ich schaffe das allein ohne Betriebsrat, ohne Gewerkschaft, brauche kein (seelsorgerliches) Gespräch, keine Kirche, keinen Verband …

Wenn ein derartiges, fast trotziges „ich schaffe das allein“ in Fastenvorsätzen gleichsam selbstoptimierend auf die Spitze getrieben wird, dann gefällt mir das nicht.

Wie wäre es dagegen damit als Fastenzeit-Übung: Rechtzeitig jemanden um Hilfe zu bitten, wenn ich spüre, dass ich sie benötige? Wie wäre es, Solidarität bei Betriebsrat und Gewerkschaft zu suchen? Wie wäre es, Familie, Freunde, Vertraute aus dem Kollegenkreis, aus Verband oder Kirchengemeinde nicht mit meiner Bedürftigkeit, meinen Nöten zu verschonen? Dies wäre, davon bin ich überzeugt, ein Zeichen meiner Stärke, nicht meiner Schwäche.

„Was willst du, dass ich dir tue?“: Jesus verlangt dem blinden Bartimäus ab, seinen Wunsch auszusprechen: „Rabbuni, ich möchte sehen können“ (Mk 10,51). Das Benennen der eigenen Hilfsbedürftigkeit anderen und Gott gegenüber ist heilsam.

Nichts gegen die eingangs genannten Fastenvorsätze: Aber wenn schon Optimierung dann weniger Selbstoptimierung sondern lieber „Optimierung“ unseres Miteinanders, indem ich sagen lerne, was ich brauche, und andere einlade, dies ebenso zu tun – und so in der Fastenzeit und jenseits der Fastenzeit „dem Guten Raum gebe“.

Thomas Hoffmann

Das Passwort

07.04.2019 / 15

Heute Nacht,
aber es war wohl morgens, wenn die Träume kommen,
dann kam auch einer zu mir,
Was darin geschah, weiß ich nicht mehr,
aber es wurde etwas gesagt, ob zu mir,
oder von mir selbst,
auch das weiß ich nicht mehr.

Es wurde also gesagt, wenn der Mensch geboren wird,
wird ihm ein Wort mitgegeben,
und es war wichtig, was gemeint war:
nicht nur eine Veranlagung, sondern ein Wort.
Das wird hineingesprochen, in sein Wesen,
und es ist wie ein Passwort zu allem, was dann geschieht.
Es ist Kraft und Schwäche zugleich.
Es ist Auftrag und Verheißung.
Es ist Schutz und Gefährdung.

Alles, was dann im Gang des Jahres geschieht,
ist Auswirkung dieses Wortes,
ist Erläuterung und Erfüllung.
Und es kommt alles darauf an, dass der
Dem es zugesprochen wird
– jeder Mensch, denn jedem wird eins zugesprochen –,
es versteht und mit ihm ins Einvernehmen kommt.

Und vielleicht wird dieses Wort
Die Unterlage sein zu dem,
was der Richter einmal zu ihm sprechen wird.

Romano Guardini

Ostern – einfach mitreisend!

14./21.04.2019 / 16/17

Vor kurzem durfte ich wieder einmal außerhalb der Grenzen der eigenen Pfarreiengemeinschaft eine Trauung halten. Während ich mich in der Sakristei auf die Liturgie einstimmte, erzählte mir der dort tätige Mesner von einem für ihn sehr einprägsamen und besonderen Erlebnis. So fand vor einigen Wochen in der betreffenden Kirche eine Heilige Messe statt, welche hauptsächlich von Gläubigen aus dem rumänischen Sprachraum besucht wurde. Im Rahmen dieses Gottesdienstes kam es unter anderem auch zu der Verehrung einer besonderen Kreuzreliquie, welche von Seiten der Besucher selbst mitgebracht wurde. In diesem Zusammenhang berichtete mir nun der Mesner, dass dies wohl mit einer solchen Begeisterung geschah, wie es für unsere deutschen Verhältnisse schon fast unvorstellbar wäre. Da wurden unter anderem die Handykameras gezückt und in einer Weise Erinnerungsbilder geschossen, wie wir dies vielleicht von Begegnungen mit irgendwelchen Größen aus dem Showgeschäft kennen. Wenn ich von solch ehrlichen Formen der Gottesverehrung höre, fällt mir ein Wort des Theologen und Märtyrers Dietrich Bonhoeffer ein, der sinngemäß sagte, dass Jesus nicht auferstanden ist, dass wir dieses Geschehen begriffen, sondern uns von diesem mitreisen lassen müssten. Und darum geht es meiner Ansicht genau an Ostern! Über die Theologie der Auferstehung gibt es unzählige Abhandlungen, bei welchen es sich jedoch lediglich vielleicht um Versuche der Annäherung an dieses unfassbar große Geschenk Gottes an uns Menschen handeln kann. Sämtliche Unternehmungen und Anstrengen mit dem Ziel, das Ostergeheimnis mit dem Verstand rationell zu erfassen, müssen zwangsläufig scheitern, weil dieses Mysterium unseren begrenzten Geist um ein Unendliches übersteigt. Aber mit dem Herzen können wir die Begeisterung sehr wohl aufnehmen und auch ausdrücken. Und wenn wir einmal an unsere eigenen Lebenserfahrungen denken so müssen wir doch zugeben, dass wahre und echte Freude doch meist ganz spontan aus dem Herzen kommt. Wenn wir beispielsweise eine ganz freudige Nachricht erhalten, reagieren wir doch meist mit spontaner Begeisterung, ohne dabei sofort zu versuchen, die Bedeutung dieser Aussage genau zu überdenken und mit Hilfe unseres Verstandes zu erfassen. Und in dieser Beziehung können wir uns auch ruhig ein Beispiel an der rumänischen Glaubensgruppe nehmen, welche diese echte und ungefilterte Freude sichtbar zum Ausdruck bringen konnte. Lassen wir uns daher von Ostern einfach „nur“…mitreisen!

Kaplan Bernd Udo Rochna

Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben

28.04.2019 / 18

Mit diesen Worten beginnt ein Liedtext Martin Luthers. Er greift dabei einen Choral auf, der aus der Zeit um das Jahr 750 stammt (Media vita in morte sumus – so sein lateinischer Text)

Luther und der frühere Textschreiber sprechen eine zutiefst menschliche Erfahrung an: Auch wenn wir gerade mitten im Leben stehen, die Erfahrung von Sterben und Tod ist uns nahe und begleitet uns. Sicher war diese Erfahrung im Mittelalter oft den Menschen noch näher als heute – sei es durch hohe Kindersterblichkeit und durch Seuchen wie die Pest.

Aber auch heute erleben wir tagtäglich Krankheit und Tod. Oft wollen wir dies nicht wahrhaben, ja, wir täuschen uns vor, dass die Medizin in Kombination mit moderner Technik Krankheiten und Tod beherrschbar machen. Und trotzdem erleben wir Unfälle, Naturkatastrophen, plötzlichen Herztod oder langes Leiden, aber auch im übertragenen Sinn das Sterben von Lebensentwürfen, das Scheitern von Plänen oder Beziehungen.

Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben: um diese Lebenserfahrungen wissen die biblischen Texte, die wir in der Zeit vor Ostern hören. Die Psalmen und biblischen Klagelieder bringen sie eindringlich zur Sprache.

Als Christen dürfen wir über diese Erfahrung hinaus hoffen: Diese Hoffnung heißt Ostern. Ostern dreht den obigen Satz um: Mitten im Tod sind wir vom Leben umgeben! Dies macht Mut, unseren Alltag mit offenen Augen und Ohren wahrzunehmen und zu entdecken: wo entdecke ich das Leben, das uns umgibt? Noch besser ist es, dies gemeinsam zu tun, sich gegenseitig dazu ermutigen: „Ach frag mich nach der Auferstehung, ach hör nicht auf mich zu fragen“ (aus einem Gedicht von Dorothee Sölle)

Martina Berndt-Hoffmann

Betriebsseelsorge Iller-Donau

Kommunion – das unbegreifliche Wunder

05.05.2019 / 19

Am heutigen und an den beiden folgenden Sonntagen feiern insgesamt 81 Kinder unserer Pfarreiengemeinschaft Erstkommunion. Im schulischen Religionsunterricht, in Weggottesdiensten der einzelnen Gemeinden und in Familienkatechesen wurden die Kinder auf diesen großen Tag vorbereitet, an dem sie zum ersten Mal Jesus in der Gestalt der Hostie in sich aufnehmen. 

Dies lässt sich mit dem Verstand allein nicht begreifen – weder als Kind noch als Erwachsener. Es ist und bleibt ein Geheimnis unseres Glaubens. Letzte Fragen werden bleiben. Fragen, wie sie folgende Kurzgeschichte aufgreift:

„Zu einem Priester kam ein Mann und fragte: „Wie ist es möglich, dass aus Brot und Wein Fleisch und Blut Christi werden?“ 

Der Priester antwortete: „Wenn schon dein Körper die Nahrung, die du zu dir nimmst, in Fleisch und Blut umsetzen, verwandeln kann, warum soll Gott nicht auch das andere vermögen?“

Der Mann gab sich nicht geschlagen: „Wie kann denn in einer so kleinen Hostie der ganze Christus zugegen sein?“ 

Der Priester gab zur Antwort: „Eine Landschaft, die vor dir liegt, ist so groß und dein Auge doch so klein. Und doch ist das Bild der großen Landschaft in deinem Auge. Warum soll es dann nicht möglich sein, dass in der kleinen Brotgestalt der ganze Christus zugegen ist?“

Noch eine dritte Frage stellte der andere: „Wie kann derselbe Christus gleichzeitig in allen euren Kirchen zugegen sein?“ 

Da nahm der Priester einen Spiegel und ließ ihn hineinschauen. Dann warf er den Spiegel zu Boden und sagte: „Auch in jedem einzelnen Stückchen kannst du dein ganzes Bild jetzt gleichzeitig sehen!““

(nach Peter Eismann)

Ihr Diakon Andreas Thalhofer

Gott und die Mütter

12.05.2019 / 20

Muttertag. Manche tun da ein wenig verlegen so, als ob sie mit diesem Tag nichts zu tun haben möchten. Mütter reagieren auf diesen Tag eher gelassen: Wenn er dazu verhilft, auch die übrigen 364 Tage des Jahres ein bisschen mehr zu Muttertagen zu machen, soll es recht sein. Wie immer man zu diesem Tag steht – eines fällt auf: Fast jeder würde sich schämen, wenn er nicht irgendein Lob auf die Mutter, ein Danke für sie übrig hätte.

Wir danken deshalb allen mütterlichen Frauen: Zuhause in der Familie oder alleinstehend, den Frauen für ihren mütterlichen Dienst an alten, kranken, behinderten Mitmenschen. Ich füge dem Danke noch ein Wort des Dichters Franz Grillparzer (1791-1872) hinzu: „Weil Gott nicht überall sein konnte, darum schuf er die Mütter.“ – Klingt vielleicht schmeichelhaft übertrieben. Dennoch schwingt hier etwas mit, was Gott und mütterliche Frauen gemeinsam haben: Die Sorge für die ihren, immer zuerst an die andern denken, in der Nähe sein, Geborgenheit schenken, ermutigen – aber auch verzichten, loslassen können. Haltungen, die auch den Männern gut anstehen. Nur dass wir Frauen dies zu erproben mehr Gelegenheit und den längeren Atem zu haben scheinen. Für Gottes Zuwendung zum Menschen sagen wir „Barmherzigkeit“. Das hebräische Wort für „Barmherzigkeit“ heißt ursprünglich „Mutterschoß“ – aus mütterlicher Liebe kommende Sorge und Güte. Ganz in diesem ursprünglichen Sinn verkündigt und lebt Jesus seine Botschaft von Gott. Wenn er davon spricht, grenzenlos gütig zu sein, den Nächsten voraussetzungslos zu akzeptieren, ihm bedingungslos zu vergeben – dann verkündigt Jesus einen Gott mit mütterlichen Zügen. So wie Jesus bei seinen Jüngern, können auch Mütter nicht auf ewig bei ihren Kindern bleiben. Sie müssen sie in die Selbständigkeit entlassen. Aber die Liebe, die sie ihren Kindern gegeben haben, die ist ein bleibender Beistand für ihr ganzes Leben.

Ihre Gemeindereferentin Brigitte Weiss

Neu-Ulmer Kirchentag

 

Lange Nacht der Psalmen

Samstag, 25. Mai 2019, Johanneshaus
19 Uhr
Zum 150-jährigen Jubiläum unserer Stadt werden an diesem Abend alle 150 Psalmen vorgelesen und musikalisch begleitet. Dazwischen gibt es eine Einführung in die Theologie und das Verständnis der Psalmen.

Neu-Ulmer Kirchentag

Sucht den Frieden der Stadt.
Gemeinsamer Kirchentag der verschiedenen christlichen Kirchen
Sonntag, 26. Mai 2019, Petrusplatz
(bei schlechtem Wetter in der Petruskirche)

11 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst
Es gibt parallel ein Angebot für Kinder.

Ab 12 Uhr
Friedenstafel
Ein großes Mitbring-Picknick auf dem Petrusplatz. Jede/r bringt selbst Essen, Geschirr und Besteck mit. Wir teilen mit anderen und feiern Tischgemeinschaft und Frieden in unserer Stadt. (Bitte Abfall vermeiden, so gut es geht.)

Nachmittagsprogramm
Spielstraße für Kinder
Offenes Singen in der Petruskirche mit Gospelchor
Bibelarbeit und Gespräch
Kaffee und Kuchen (um Rührkuchen-Spenden wird gebeten)

15 Uhr
Zeichenhandlung des Danks an Gott

15.30 Uhr
Lobpreiskonzert
Es spielt die Immanuel Lobpreisband aus Ravensburg.
Eintritt frei

 

www.wir-leben-neu.de/veranstaltungskalender/veranstaltung/neu-ulmer-kirchentag

Kindheit bewahren heißt authentisch bleiben!

26.05.2019 / 22

„Herr Kaplan, wann kommen jetzt endlich die Fürbitten?“ So die Frage eines Kommunionkindes während der Predigt in einer kürzlich stattgefundenen Erstkommunionfeier, welcher ich als Hauptzelebrant vorstehen durfte. Sie können sich die Reaktion der Gottesdienstbesucher vorstellen, welche sich irgendwo zwischen Überraschung, Amüsement und sichtbarer Erheiterung verorten lässt. Und auch ich war, ehrlich gestanden, für eine kurze Zeit völlig aus dem Konzept gebracht. Aber schon nach wenigen Augenblicken gewann ich die Erkenntnis, dass dieser Ausspruch genau in die Thematik passte, über welche sich in diesem Gottesdienst die Predigt handelte: Um das Bewahren der Kindheit im positiven Sinne und die daraus resultierenden Folgen.
An mehreren Stellen innerhalb des Neuen Testaments hören wir von Jesus die Aussage, nach welcher nur derjenige in das Himmelreich gelangen kann, der wieder wie ein Kind geworden ist. Was kann diese Anweisung nun im Konkreten bedeuten? Nun, ich denke, Jesus möchte damit nicht sagen, dass wir uns möglicherweise kindisch und damit vielleicht sogar verantwortungslos verhalten sollen. Vielmehr geht es ihm, meiner Ansicht nach, um die Ehrlichkeit, welche vor allem und gerade Kinder in einem ganz zentralen Maße auszeichnet. Und wenn wir uns an die eigene Kindheit zurück erinnern, dann fallen uns bestimmt verschiedene Situationen ein, in welchen wir kindlich, aber eben auch ehrlich gehandelt haben. Also ich habe, ehrlich gestanden, durch manche Aussage meine Eltern vielleicht in die ein oder andere peinliche Situation gebracht. Aber: Diese Aussagen entsprachen meist der Wahrheit und kamen wirklich aus der vollen Brust der Überzeugung. Als Kind überlegen wir nicht vorher, ob ein Satz oder eine Handlung jetzt gerade angebracht ist. Wir tun oder sagen es einfach. Wenn ein Kind fröhlich ist, dann lacht es und sei dies auch beispielsweise während eines Gottesdienstes. Diesbezüglich sei angemerkt: Der uns gerade als Kind meist eingetrichterte „Grundsatz“, nach welchem man in der Kirche nicht lacht, ist im Grunde eigentlich mehr als paradox. Wo, wenn nicht am Ort der wahren Freude, an welchem Gott uns bereits ein Teil seiner himmlischen Herrlichkeit schenken möchte. Oder wenn ein Kind traurig ist, dann zeigt es dies durch Weinen oder Jammern. Diese Offenheit wurde uns leider im Laufe des so genannten „Erwachsenwerdens“ regelrecht abgewöhnt. Wir trauen uns leider später viel zu selten, offen zu unseren Gefühlen zu stehen. Und genau diese Ehrlichkeit und Offenheit des Kindseins gilt es nun wieder verstärkt zurückzugewinnen, bzw. sich zu erhalten. Und genau dies wünsche ich jenem Erstkommunionkind, dass sich mutig zu Wort gemeldet hat und damit ehrlich seine Meinung kundgetan hat, nach welcher ich wohl schon zu lange gepredigt hätte und jetzt endlich zum Schluss kommen solle. Und genau dies werde ich jetzt auch im Rahmen dieses Artikels tun.

Kaplan Bernd Udo Rochna

Wir leben neu – Thema: Kirche

02.06.2019 / 23

Waren Sie vergangenen Sonntag auf dem Petrusplatz? Was haben Sie erlebt? Sicher könnten sie viele Geschichten erzählen von Begegnung, Feier, Dankbarkeit, Teilen, Austausch, Berührtsein. Ich wünsche Ihnen, dass Sie eine wohltuende Zeit erleben konnten, beim großen ökumenischen Kirchentag.

Es war ein einziger Tag der Geschichte schreibt. Nie zuvor gab es ein Treffen aller Christen der Stadt in dieser Form. Unzählige Helferinnen und Helfern haben dieses Glaubensfest möglich gemacht. Ihnen allen sei an dieser Stelle ein riesengroßer Dank ausgesprochen!

Die Christen aller Konfessionen dieser Stadt setzten damit ein Zeichen. Dieses Zeichen ist Pfingsten! Denn in der Pfingstpredigt heißt es doch, dass sie alle in unterschiedlichsten Sprachen und Weisen von Gott erzählten, mit dem Ergebnis, dass tausende zum Glauben kamen. Ist das neue Pfingsten nicht einfach, dass wir auf unsere ganz unterschiedlichen Arten und Weisen heute Kirche sind?
Kirche ist zuerst einmal keine Institution sondern der Leib von Jesus Christus. Wer sich mit Jesus Christus verbunden weiß, ist somit auch seine Kirche – egal welche Kirchenräume er oder sie sonntags besucht.

Es ist gut, dass der Geist Gottes durch offene Herzen Grenzen überwindet. Und es ist faszinierend wie reich, bunt und fürsorglich er sich ausdrückt durch seine Gläubigen aller Nationen und Konfessionen.
Wie sieht die neue Kirche der Zukunft aus? Ich habe den Traum, dass wir alle Grenzen hin zur Geschwisterlichkeit überwinden. Dabei sollten wir respektieren, dass Geschwister unterschiedlich sind in ihrer Art zu leben, auch in der Art ihren Glauben zu leben. Vielleicht sollten wir aber als Erstes einmal aufhören uns über Konfessionen zu definieren und einfach nur sagen: Ich gehöre zur Kirche Jesu Christi.

Ilona Thalhofer

Das Feuer des Heiligen Geistes

09.06., 16.06.2019 / 24, 25

Wenn es eine Sache gibt, die mich von Kindheit an bis heute fasziniert, dann ist es Feuer. Im Zeltlager war es einfach das Größte ein Lagerfeuer zu machen, über dem auch alle Mahlzeiten gekocht wurden, an das man bei der Nachtwache immer wieder zurückkehrte um sich zu wärmen und an dem man viele schöne Stunden bei Gesprächen, Liedern und Gitarrenmusik erlebte.

Feuer ist faszinierend und es hat eine ungeheure Kraft.
Es ist nützlich, spendet Wärme und Licht.
Ebenso kann es zerstören, verbrennen, verletzen, ja sogar töten.

Einerseits liebe ich Feuer, andererseits habe ich Respekt vor seiner Macht. Und deshalb liebe ich Pfingsten, das „christliche Feuerfest“. Nachdem Christus zu seinem Vater in den Himmel zurückgekehrt war, sandte er seinen Freundinnen und Freunden den Heiligen Geist. In der Gestalt von Flammen kam er vom Himmel herab. Feuerzungen, die loderten aber nichts zerstörten; Feuerzungen, die sich auf den Jüngern niederließen, sie aber nicht verletzten; Feuerzungen, die von den Menschen Besitz ergriffen, sie aber nicht verbrannten. Gottes Geist legte sich auf die Menschen und entzündete sie. So entflammt brechen sie aus ihrer Hoffnungslosigkeit und Zurückgezogenheit aus, weil der Geist Gottes sie verwandelt hat. Weil sie begeistert sind.

Das Pfingstwunder – in unserer technisierten und aufgeklärten Gesellschaft tun sich Viele schwer mit Wundern. Aber die Menschen damals erkannten in den Feuererscheinungen die Nähe Gottes.

Und Pfingsten ereignet sich auch heute noch – wenn Menschen wieder Hoffnung schöpfen, wenn sie aus ihren Schneckenhäusern herauskommen; wenn sie aufeinander zugehen und das Leben feiern. Überall dort ereignet sich Pfingsten, egal ob mit oder ohne Feuerzungen.

Ihr Diakon Andreas Thalhofer

Der höchste Kirchturm …

30.06.2019 / 27

Der höchste Kirchturm der Welt steht natürlich in Ulm. Und auch für die Neu-Ulmer gehört er zum „Stadtbild“. Von Kindertagen an schauen wir auf den höchsten Kirchturm der Welt – 161,53 Meter.
Seit über 100 Jahren entsteht in Barcelona ein gewaltiges Bauwerk, die Kirche, die der Heiligen Familie geweiht ist. Ihre Vollendung besteht in der Fertigstellung ihres letzten von 18 Kirchtürmen, und der wird dann der höchste Kirchturm der Welt sein – 172,50 Meter. Dieser Turm wird Christus geweiht sein und alle anderen überragen.

Wenn Sie auf den höchsten Kirchturm der Welt schauen, egal ob er hier oder dann in Barcelona steht, woran denken Sie? Was Menschen fertig bringen, also Bewunderung und Stauen? Würden Sie, wenn nicht schon geschehen, hinaufsteigen wollen?

Der künftige höchste Kirchturm wird – bewusst vom Architekten so gewählt – nicht höher sein als die umliegenden Berge; das Werk des Menschen soll nicht höher werden als das Werk Gottes! Die anderen 17 Türme sind den Apostel, Evangelisten und Maria geweiht; sie alle schauen auf Jesus. Sie waren keine Katholiken, Evangelischen, Freikirchler, … Ich meine, sie wussten noch nicht mal, dass sie Christen sind. Sie fühlten sich angezogen von ihm. Und was/wer mich anzieht, setzt mich doch in Beziehung?!
Für mich ist jeder Kirchturm egal ob groß oder klein ein Fingerzeig Gottes. Und Gott zeigt sich in Jesus! Und wenn ich einen Kirchturm sehe, erinnert er mich an seine und meine Beziehung zu Jesus. Einen echt interessanten Gedanken habe ich neulich in einem Vortrag gehört (von einem Priester): Christen sind die großen Feinde der Kirche und des Jesus v. Nazareth. Und sie sind es dann, wenn sie beten (Vater unser, Litaneien, Rosenkränze etc.), damit sie nichts fürs/aus Evangelium tun müssen, also Jesus nicht tun und nicht in Beziehung leben.
Stellen sie sich vor, wir sind wie Kirchtürme von klein bis groß; und egal ob klein oder groß, wir sind Fingerzeige Gottes, Ausdruck unserer Beziehung zu IHM!? Da können wir eigentlich nie groß genug werden!

Seien Sie gesegnet

Ihr Pfarrer Markus Mattes

„Hinweise nicht ignorieren!“

07.07.2019 / 28

„Benzinstand gering!“ Mit dieser Anzeige werde ich bei meinem Auto darauf aufmerksam gemacht, dass besagter Kraftstoff, welcher für den Betrieb unserer Fahrzeuge nun mal unablässig ist, langsam zu Neige geht. Sicherlich kennen Sie in Ihren eigenen Pkws ähnliche Funktionen. Nun ist mir in letzter Zeit ein Umstand aufgefallen, welchem ich bisher noch keine große Beachtung geschenkt habe, welchen ich aber auch im übertragenen Sinne für äußerst interessant erachte.

Es handelt sich dabei um jene Tatsache, nach welcher ich zu Beginn eingangs genannter Meldung diese durch einen entsprechenden Tastendruck am Armaturenbrett quittieren kann und sie dann nicht mehr zu sehen ist. Ich bin quasi in der Lage, die Meldung „auszublenden“. Aber nur für eine bestimmte Zeit! Irgendwann, wenn ich die Anzeige einfach ständig ignoriere und keine Tankstelle aufsuche, beginnt diese zu blinken und lässt sich auch nicht mehr einfach „weg drücken“. Damit möchte mir mein Auto nun endgültig klar machen, dass ich jetzt unbedingt Kraftstoff nachfüllen sollte, da sonst ernsthaft die Gefahr besteht, auf der Strecke im wahrsten Sinne des Wortes liegen zu bleiben und die Fahrt damit abrupt zu Ende ist. Und hier sehe ich Parallelen zu manch einer Situation in unserem Alltagsleben. Geht es uns manchmal nicht auch so, dass wir gewisse Hinweise erhalten oder spüren und diese einfach ignorieren und nicht beachten? Dies kann in den unterschiedlichsten Situationen wie Beruf, Ehrenamt, Freizeit aber auch Familie geschehen. Vielleicht blickt da auch die Anzeige auf: „Benzinstand bzw. dann allgemein gesprochen: Energiestand gering!“ Aber anstatt uns zu bemühen, die nächste Energiequelle aufzusuchen oder uns die nötige Ruhepause zu gönnen, drücken wir im übertragenen Sinne derartige Meldungen einfach weg. Bis es eben nicht mehr geht und wir uns irgendwann kurz vor dem endgültigen Leerstand befinden. Dann können wir nur hoffen, dass es uns noch gelingt, die rettenden „Tankstellen“ des Lebens zu erreichen, bevor wir auf der Strecke liegen bleiben. Darum ist es immer ratsamer, Hinweise die unsere körperliche und geistige Verfassung betreffen eben nicht zu ignorieren und rechtzeitig zu befolgen. In diesem Sinne: Eine stets gute und unfallfreie Fahrt auf den Straßen des Lebens!

Kaplan Bernd Udo Rochna

„Sieh, ich zeige dir neues Land. Ich will dich segnen“

14.07.2019 / 29

In diesen Wochen müssen wieder viele Menschen Abschied nehmen. Abschied nehmen die Schüler nach bestandenen Prüfungen von ihrer Schule und ihren Mitschülern, manche wechseln die Schule nach den Ferien, in Betrieben wechseln die Mitarbeiter, in den Einrichtungen gehen die Leiter, täglich beerdigen wir Menschen auf unseren Friedhöfen,…
Abschied tut oft weh …. und er verunsichert auch oft, weil Liebgewonnenes zurückgelassen werden muss und die Zukunft noch ungewiss ist. Abschied fordert heraus, denn Loslassen ist eine Kunst des Lebens.
Abschied hat aber auch etwas Befreiendes. Denn manche Last des Alltags fällt ab und hat das Potenzial zum Durchatmen.
Das Leben ist nicht dazu da im Alten zu verharren. Es ist sogar regelrecht auf Veränderung angelegt. Denken wir nur an Lot, der mit Abraham, ihren Frauen und der Sippe, aus seinem Land wegzieht. Gott befiehlt Lot beim Auszug aus Sodom sogar nur nach vorne, und nicht zurückzuschauen. Als seine Frau doch einen Blick zurückwagt erstarrt sie zur Salzsäule. Die Erzählung im Buch Genesis erzählt Wichtiges für unser Leben: Es ist notwendig, dass wir nach vorne schauen, nicht im Alten verharren, nicht festhalten wollen, denn sonst erstarren wir im Leben. Das heißt, wir entwickeln uns nicht weiter, erleben und erfahren nicht das, was uns Gott eigentlich schenken möchte: das Leben in Fülle.

Erfahrungen, Wege, Weitergehen, sich auf Neues einlassen und sich dem Neuen stellen, erfordert einerseits Mut, und gleichzeitig sagt Gott kontinuierlich zu, dass die Zukunft gesegnet sein wird und Angst keine Rolle spielen soll. Junge Menschen gehen meist noch sehr mutig in die Zukunft, sind offen, wollen ausprobieren, Neues erleben. Aber wie sieht es später aus? Wie flexibel bleiben wir beim Älterwerden? Immer wieder sagen mir Menschen ab vierzig, dass sie gerne etwas anderes machen würden, aber ihnen fehle der Mut zur Veränderung. Wozu halten wir fest am Gewohnten? Weil es Sicherheit bietet und weil die Liebe uns hält. Die Liebe zu dem, was wir erleben durften und was uns im Herzen reich gemacht hat. Eine Eigenschaft des Abschieds ist, dass wir vor allem das Positive dessen sehen was war und sich die negativen Dinge im Nebel verflüchtigen.

Der Reichtum bleibt, denn was im Herzen ist, geht nicht verloren. Aus diesem Reichtum heraus bauen wir unsere Zukunft. Aber es bleibt immer auch der Ruf nach vorne zu schauen, sich zu verändern und nach dem zu greifen, was vor uns liegt.
Abraham kam durch seinen Mut zu Neuem immer mehr hinein in die Lebensfülle. Das Leben wurde zum Abenteuer und er durfte Seiten an sich entdecken, die er bisher noch gar nicht kannte.
Kein Mensch ist mehr vor Langeweile gefeit als der Mensch, der biblisch lebt und sich in das Abenteuer Leben hineinwagt.
Jesus stellt den Menschen zeitlebens viele Fragen:
– Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert?
– Was suchst du?
– Willst du gesund werden?
– Warum habt ihr solche Angst?
Leider wohnt die Angst in so vielen Menschen. Sie hindert uns vorbildlich daran, mutig zu sein und zu vertrauen. Die Angst macht im Augenblick einen guten Job in dieser Welt. Das müssen wir uns bewusst machen. Und gleichzeitig bleibt uns die Zusage Gottes: „Sieh, ich zeige dir neues Land. Ich will sich segnen.“ (Genesis 1)

 

Ilona Thalhofer, Gemeindereferentin

Ruhe finden

21.07.2019 / 30

In der vor uns liegenden Woche geht wieder ein Schuljahr zu Ende. Und der Beginn der Sommerferien setzt auch eine Zäsur im Alltag der Arbeitenden. In den nächsten Wochen dürfen die Meisten von uns loslassen, durchatmen und dem Leben einen anderen Rhythmus geben. Das ist wichtig, denn wir brauchen den Wechsel von Arbeit und Freizeit, von Schule und Ferien, von Anstrengung und Erholung.

Ruhe finden

Jesus weiß das. Deshalb lädt er ein: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28)
Jesus kennt unsere Mühen und Beschwernisse und er weiß auch um die Unruhe unseres Herzens und die Unruhe unserer Gedanken, die uns oft nicht zur Ruhe kommen lässt, auch wenn wir uns noch so sehr danach sehen.

Wir können leider nicht „auf Knopfdruck“ abschalten. Meist brauchen wir ein paar Tage um Abstand vom umtriebigen Alltag zu bekommen. Und wenn wir versuchen Erholung krampfhaft herbeizuführen, verkehrt sie sich schnell ins Gegenteil. Jesu Einladung bei ihm Ruhe zu finden macht deutlich, dass wir uns tiefe, erfüllte Ruhe nicht selbst geben können. Ruhe dürfen wir uns schenken lassen von ihm, der uns und unsere Herzen kennt und weiß, was wir wirklich zum Leben brauchen. In Jesu Nähe dürfen wir ausruhen. Denn vor ihm müssen wir nichts leisten, müssen wir uns nicht verstellen oder verbiegen sondern sind wir angenommen wie wir sind. Mit Jesus verbunden sein bedeutet, sich für ihn zu öffnen, ihn in sein Leben mit einzubeziehen, sich als Teil von Gottes Schöpfung zu verstehen. Seine Schöpfung ist gut – schlicht und ergreifend weil er sie von Anfang an als sehr gut empfand. (siehe Gen 1,31) Diese Zusage gilt jedem Menschen – Ihnen genauso wie mir. Wir dürfen uns von Gott als gut und angenommen wissen, und zwar nicht auf Grund unserer Taten und Leistungen. Das ist doch wahrlich beruhigend!

Diakon Andreas Thalhofer

Gott macht Ferien!

28.07.-11.08.2019 / 31-33

 

Endlich sind sie da. Egal ob Sie urlaubsreif sind oder nicht. Die großen Ferien stellen eine lang ersehnte Atempause im Jahresverlauf dar. Macht auch Gott Ferien? Das scheint für viele eine seltsame Vorstellung zu sein. Dabei lesen wir schon in der Schöpfungsgeschichte, dass Gott, nachdem er die Welt und alles, was darauf lebt, in sechs Tagen geschaffen hatte, am siebten Tag ruhte. Ferien, Genießen und Ausruhen gehören also ganz zum Plan Gottes. Warum sollte er dann nicht selbst einmal frei machen?
Ja, aber was wird dann aus uns?, wird so mancher vielleicht fragen. Was wird aus den Millionen Kindern, die an Hunger leiden, den vielen Naturkatastrophen und den vielen Kriegen? Wird, wenn Gott frei macht, die Welt nicht noch viel mehr im Chaos versinken?
Eine jüdische Geschichte erzählt dazu Folgendes: Gott wird, als er am siebten Tage, nach der Erschaffung aller Dinge, frei machen will, heftig von den Engeln kritisiert. „Alles hast du geschaffen, Licht, Himmel, Erde, Pflanzen, Tiere und den Menschen, aber du bist doch noch nicht fertig. Es gibt doch noch so viel zu tun. Und jetzt willst du einen Tag frei machen. Das geht doch nicht.“ Darauf schließt Gott mit Adam und Eva einen Vertrag. Wir sind jetzt Partner und gemeinsam verantwortlich für die Welt und alles drum und dran. Dann macht er einen Tag frei. Den Engeln sagt er, wendet euch an den Menschen, wenn es Probleme gibt.
Mir gefällt diese kleine Geschichte. Mir gefällt es, dass wir, Gott und der Mensch, Partner sind und uns gemeinsam, um die Anliegen der Welt kümmern. Dann kann auch Gott einmal Ferien machen.
Ich wünsche Ihnen im Namen des ganzen Pastoralteams eine erholsame Urlaubszeit.

Ihre Gemeindereferentin Brigitte Weiss

Fußabdruck

18.08.-01.09.2019 / 34-36

 

Es war in den zurückliegenden Wochen oft zu sehen dieses Bild, dieser Fußabdruck eines Menschen auf dem Mond. Vor 50 Jahren betrat der erste Mensch den Mond. Das hat Spuren hinterlassen und bis heute neue Wege geöffnet! Ich habe die vielen interessanten Sendungen im Fernsehen angeschaut, es bewegt und fasziniert mich, was da geschehen ist. Und vor allem, dieser Fußabdruck ist immer noch zu sehen, und auch in tausenden von Jahren wird er immer noch dort sein. Und es kann gut sein, dass dann auch schon auf anderen Planeten unsere Fußabdrücke zu sehen sein werden?!

Fußabdrücke – woran denken wir bei diesem Wort …? Wenn wir uns Zeit nehmen für dieses Wort, werden wir über Schuhe hinausdenken: Menschen, Erlebnisse, Ereignisse, Bilder, Begegnungen, Beziehungen, Gespräche, Worte, … Wir denken an so Vieles, was in unserem Leben bisher Abdrücke hinterlassen hat. Oder, was im Leben anderer durch uns einen Abdruck (Spuren) erfahren und hinterlassen hat.

Ich denke noch einmal – und werde es immer wieder tun – an unzählige Abdrücke, die ich in meinen 17 Jahren als Pfarrer in Neu-Ulm gemacht durch und mit anderen erfahren habe, die ich jetzt in mir trage und auch in anderen hinterlassen werde … Wir werden immer wieder geneigt sein, diese Abdrücke in uns benennen zu wollen, sie einzuteilen und zu bewerten … Das darf auch sein; es gehört zu uns und lässt uns unser Leben weitergehen.
Ein Stelle aus dem Lukasevangelium ist mir so lebensnah und aktuell; da geht’s eigentlich um nichts anderes als um Fußabrücke: „Am Morgen des ersten Tages der Woche waren zwei Jünger auf dem Weg … und sie sprachen miteinander …“ (Lk 24,13f). Und da sind diese unzähligen Fußabdrücke des ANDEREN, die das Leben und die Welt der Beiden begleitet haben und werden …
„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Schritt für die Menschen“, hat Niel Armstrong zu seinem ersten Fußabdruck auf dem Mond gesagt.
Gott hat es unternommen in Jesus, seine Abdrücke in meinem, in unserem Leben zu hinterlassen: Ein kleiner Schritt für Gott, aber ein gewaltiger Schritt für mich, für Sie …

Gott segne Sie reich und hinterlasse in Ihnen seine Spuren!

Ihr Markus Mattes

Pfarrer Markus Mattes

Das Verschwinden der Mittelschicht

08.09.2019 / 37

Das Verschwinden der Mittelschicht – auch innerhalb der Kirche?

Immer wieder können wir es den Medien entnehmen, dass gerade hier bei uns in Deutschland aber auch in anderen westlichen Industrienationen allmählich die sog. „Mittelschicht“ langsam aber sicher zu verschwinden drohe. Solchen Aussagen nach gibt es demnach bald keine gesellschaftliche Schicht mehr, welche über ein mittleres Einkommen verfüge und welche über Jahrzehntelang diese und andere, überwiegend westlich geprägte Gesellschaften zentral geprägt haben. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder betont, wie deutlich die Schere zwischen Arm und Reich auseinanderginge. Und gewisse Anzeichen dafür sind zweifelsohne auch bei uns ganz deutlich zu beobachten. In vielen Städten wird beispielsweise bereits über eine zulässige Höchstgrenze für Wohnungsmieten nachgedacht, um den immer höher steigenden Mietkosten entgegenwirken zu können. Man hört häufig von Familien mit Kindern, welche keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden, obwohl oft hier beide Elternteile einer erwerbstätigen Arbeit nachgehen. Gleichzeitig nimmt aber auch jener Personenkreis zu, welcher über sehr hohe Einkommen verfügt. Dass derartige Entwicklungen eine Gesellschaft wirklich auseinanderbrechen lassen können, wird niemand ernsthaft in Frage stellen, da doch vor allem der soziale Friede und die soziale Gerechtigkeit diesbezüglich als starke und beständige „Bindemittel“ wirken können. Ohne diese gesellschaftlichen Zustände des Gleichgewichts werden sich die extremen Positionen eher feindselig und abweisend gegenüberstehen, als sich gegenseitig solidarisch und verständig zu zeigen. In Folge dessen sind dann meist Sätze zu hören wie „Das sind die Anderen, zu denen wir nicht gehören…“ oder auch drastischer „Schuld sind die…, dass es uns so schlecht geht…“. Mich persönlich ängstigt zudem, dass nach meinem persönlichen Empfinden in der Kirche zur Zeit ähnliche Prozesse zu beobachten sind. Auch hier scheint die „Mittelschicht“ langsam aber sicher zu verschwinden. In diesem Zusammenhang bedeutet dies, dass immer mehr Gläubige sich eher extremen Positionen in Bezug auf Fragen des persönlichen Glaubens anschließen, anstatt sich als eine Gesamtkirche zu verstehen. Diese unterschiedlichen „Parteien“ zeichnen sich dann meist auch dadurch aus, dass sie den eigenen Weg als den einzig Gültigen und Seligmachenden erachten und andere Haltungen kategorisch ablehnen und leider diesen auch oft jegliche Existenzberechtigung absprechen. Dies führt dann ebenfalls dazu, dass auch die Kirche sich immer mehr auseinanderentwickelt und so auch von außen nicht mehr als eine zusammengehörende Einheit wahrgenommen wird. Aber gerade ein geschlossenes Auftreten nach außen und damit ein gemeinschaftliches Hineinwirken in unsere soziale Gesellschaft wäre doch gerade in diesen Tagen von so großer Wichtigkeit. Aus diesem Grund versuche ich persönlich stets nach meinem Primizspruch zu verfahren, welcher aus dem neunten Kapitel des Markusevangelium stammt und da lautet: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Damit möchte meiner Interpretation nach Jesus seinen Jüngern bewusst machen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, Gott zu loben und den Glauben zu leben. Diese Vielfalt macht doch unseren christlichen Glauben so lebendig und vielseitig. Und viele verschiedene Wege, welche parallel nebeneinander in die gleiche Richtung führen, bilden eine breite und damit sehr stabile Gesamtstraße, welche von außen auch als eine solche wahrgenommen wird. Wenn es dagegen nur einen einzigen Weg gäbe, würde es doch bald sehr eng werden…

Kaplan Bernd Udo Rochna

›Gelassenheit ! ?‹

15.09.2019 / 38

Die Deutschen sind gelassener geworden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie der R+V Versicherung über die größten Ängste der Deutschen für dieses Jahr. Der Angst-Index liegt auf einem tieferen Niveau als in den letzten 25 Jahren. Wie aussagekräftig diese Untersuchung letztlich ist, kann ich nicht sagen. Die Sorgen allerdings, die dabei zur Sprache kommen, sind durchaus bedenkenswert, seien es die Fragen bezüglich der Integration von Flüchtlingen, seien es die Probleme am Wohnungsmarkt oder die Angst vor den Folgen des Klimawandels. Auch die Angst vor Krankheit, vor dem Zerbrechen der Partnerschaft oder vor Schadstoffen in den Lebensmitteln haben ganz konkrete Ursachen.

In manchen dieser Besorgnisse kann auch ich mich wiederfinden. Ich möchte aber nicht auf einzelne Ängste eingehen, sondern einfach die Angst, die Sorge um das, was zukünftig geschehen könnte, in den Blick nehmen. Dabei liegt mir nicht daran, unsere Ängste klein zu reden oder nicht ernst zu nehmen. Was bei einem ungebremsten Klimawandel passieren kann, deutet sich jetzt schon an, und es ist keine Kleinigkeit. Wie schmal der Grat zwischen Gesundheit und Krankheit ist, das erlebe ich fast täglich am Krankenbett, und dass der Tod unserem Leben eine Grenze setzt, gehört unaufhebbar zu unserem Dasein.

Denke ich an die Zukunft, dann kann ich auch als gläubiger Christ bei vielen Bedrohungen nicht einfach sagen: Gott wird das schon richten. Es ist an uns zu handeln – auch im Bewusstsein, dass die Erde und andere Menschen uns anvertraut sind. Es bringt nicht weiter, sich vor dem Klimawandel zu fürchten, aber nichts zu ändern. Es bringt nicht weiter, auf die Bedenken über die Zahl der Flüchtlinge nur damit zu antworten, die Grenzen möglichst hermetisch zu verschließen. Das Bemühen um Integration der Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat bleibt uns nicht erspart. Es bringt nicht weiter, Krankheit oder einen frühen Tod zu fürchten, aber weiter einen krank machenden Lebensstil zu pflegen.

Doch für mich verändert sich im Glauben etwas Grundlegendes. Weil ich darauf vertraue, dass Gott alle Wege mit mir geht, gebe ich der Angst keine Macht über mich. Weil ich darauf vertraue, dass Gott mich nie allein lässt, kann ich gelassen in die Zukunft blicken, auch wenn am Horizont drohende Wolken heraufziehen. Weil ich darauf vertraue, dass Gott mir auch in Herausforderungen beisteht, kann ich die notwendigen Schritte tun. Es mag mir Manches nicht erspart bleiben, ich kann es annehmen mit Gott an meiner Seite, und nie kann ich tiefer fallen als in Gottes Hände, auch nicht im Tod.

Was die Zukunft im Einzelnen bringen mag, kann ich nicht wissen, allenfalls mehr oder weniger begründet spekulieren. Ganz sicher bin ich mir jedoch in einem Punkt: Gott wird alles zu einem guten Ende führen. Alle Wege führen vielleicht nicht nach Rom, aber bestimmt in das Reich Gottes. Warum die Deutschen in diesem Jahr gelassener sind, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass ich deshalb gelassen bleiben kann, weil ich mich bei Gott gut aufgehoben weiß.

Kaplan Andreas Schmid

Demut

22.09.2019 / 39

Angesichts des Hochmuts, mit dem Staatschefs wie Donald Trump oder Boris Johnson ihre Interessen verfolgen oder auch ein Joachim Löw auf Kritik reagiert, wird derzeit in den Medien vielfach der Ruf nach mehr Demut laut.
So hat plötzlich ein alter Begriff Hochkonjunktur. Gab doch bereits der Apostel Petrus den Rat: „Begegnet einander in Demut! Denn Gott tritt Stolzen entgegen, Demütigen aber schenkt er seine Gnade.“ (1 Petr 5,5)

Lange Zeit schien Demut in unserer modernen und aufgeklärten Welt überflüssig und aus der Mode gekommen. Demut wurde als Unterwürfigkeit, Unterordnung und Kriecherei missverstanden und wirkt bis heute in machen Köpfen nach. Diese Missdeutung hat jedoch nichts mit dem Demutsbegriff zu tun, von dem Petrus schreibt oder den auch Jesus im Sinn hat, wenn er über sich selbst sagt: „Ich bin gütig und von Herzen demütig.“ (Mt 11,29)

Der Psychologe und Theologe Siegfried Rudolf Dunde definiert Demut als „eine Gesinnung, bei der sich der Mensch als Mensch erkenne“. Demnach ist Demut etwas für Mutige, denn es erfordert Mut die eigenen Grenzen zu erkennen und anzuerkennen. Demütig sein bedeutet nicht sich klein zu machen, sondern ganz im Gegenteil setzt es innere Freiheit und Größe voraus.

Sich als Mensch mit all seiner Begrenztheit anzunehmen klingt einfacher als es ist. Demut will geübt sein. Im Laufe unseres Lebens erhalten wir dazu zahlreiche Gelegenheiten, z.B. beim Erleben des Wunders der Geburt und der Tragik des Todes, in der Erfahrung von Naturgewalten, beim Ertragen von Krankheiten, in Momenten des Scheiterns oder des Staunens, …

Demütig zu sein erniedrigt den Menschen nicht, sondern hebt ihn über sich hinaus.

Diakon Andreas Thalhofer

Wer ist dein Lazarus?

29.09.2019 / 40

Der Abstand zwischen Arm und Reich ist in unserer Zeit oft groß. In einem Gleichnis beschreibt Jesus die tiefe Kluft zwischen Armen und Reichen (Lk 16,19-31). Dabei müsste der Reiche nur die Augen öffnen. Aber er sieht nur sich selber, sein bequemes Luxusleben. Sein Reichtum hat ihn blind gemacht. Wir leben im 21. Jahrhundert, in einem reichen Land. Trotzdem nimmt die Armut in unserem Land zu. Mit seinem Gleichnis stellt Jesus an jeden von uns die ganz persönliche Frage: Wer ist Lazarus vor deiner eigenen Tür? Wer bräuchte dringend deine Aufmerksamkeit? Merkst du, wen du übersiehst? Spürst du den Hunger des anderen, vielleicht nicht nach Brot, aber nach Liebe und Zuwendung?

Lazarus stirbt. Und bald danach auch der Reiche. Der Tod macht keinen Unterschied. Arme und Reiche behandelt er gleich. Gegen den Tod hilft kein großes Vermögen. Und wie ist es nach dem Tod? Jesus gibt vor allem eine Botschaft an die Lebenden: „Drüben“ herrscht Gerechtigkeit. Im Leben nach dem Tod ist alles spiegelverkehrt. Der Reiche hat im Leben schon alles gehabt, der Arme nichts. Jetzt wird Lazarus getröstet „in Abrahams Schoß“, der Reiche leidet jetzt die Qualen, die er zu Lebzeiten bei Lazarus nicht gesehen hat.
 
Jesus spricht eine klare Warnung aus: Wer hier nicht barmherzig ist, wird dort keine Barmherzigkeit erfahren. Wer hier hartherzig ist, muss drüben mit einem harten Gericht rechnen. Ich glaube nicht, dass Jesus das als etwas Automatisches sieht: dem Reichen geht es drüben schlecht, dem Armen gut. Seine Botschaft ist vielmehr: Es kommt darauf an, was du jetzt tust, wie du dich heute verhältst. Es gibt Reiche, die ein großes Herz haben. Es gibt Arme, die ihr Herz verschließen. Dein ewiges Los entscheidet sich nicht erst drüben. Es liegt heute in deiner Hand. Schau vor deine Tür! Wer ist dein Lazarus?

Ihre Gemeindereferentin Brigitte Weiss

„Uns geht es einfach zu gut!“ – Wirklich?

06.10.2019 / 41

Vor kurzem durfte ich wieder einmal einer lebhaft geführten Diskussion beiwohnen, bei welcher die zentrale Frage behandelt wurde, warum immer weniger Gläubige den Gottesdienst besuchen und warum unsere Kirchen dadurch immer leerer werden? Neben den bekannten Argumenten wie Zölibat und dessen Aufhebung bis hin zur Zulassung von Frauen für Weiheämter wurde auch jene Ansicht geäußert, nach welcher der Grund für die eben angesprochene Misere in dem Umstand zu finden sei, dass es den Menschen vor allem bei uns hier in Deutschland einfach zu gut ginge. Wer materiell bestens abgesichert ist, brauche eben auch keinen Herrgott mehr.
Diese Meinung stieß bei den übrigen Diskussionsteilnehmern nach einigem hin und her mehrheitlich auf breite Zustimmung. Und in der Tat klingt sie ja auch auf den ersten Blick durchwegs plausibel und nachvollziehbar. Bestärkend wirkt in diesem Zusammenhang dann auch noch jenes Argument, dass die Menschen zu früheren Zeiten, in welchen noch kein so ausgeprägter Wohlstand geherrscht habe, doch viel mehr die Gotteshäuser aufgesucht hätten. Hier darf jedoch gleich einmal angemerkt werden, dass die Gründe für den Besuch der Heiligen Messe früher häufig nicht primär in einer tiefen Gottesbeziehung lagen, sondern eher im gesellschaftlichen Druck seitens der sozialen Umwelt zu finden sind. Aber natürlich wird es auch damals wie auch übrigens heute ganz viele Menschen geben, welche gerade in Notzeiten um göttlichen Beistand bitten und dies ist ja auch mehr wie legitim und zulässig. Nach einer der wohl zentralsten Aussage unseres christlichen Glaubens betreffend, handelt es sich ja bei Gott um einen liebenden und damit auch helfenden Vater. Trotzdem möchte ich das anfangs zitierte Argument, welches den einzigen Grund für eine schwindende Gottesbeziehung in materiellem Wohlstand begründet sieht, durchaus kritisch bewerten. In diesem Zusammenhang sei doch zunächst die Frage erlaubt, ob es den Menschen in unserer Zeit wirklich ganzheitlich besser geht? Meiner Auffassung nach gehört zu einem guten Wohlbefinden vor allem auch der Zustand der Zufriedenheit und des inneren Gleichgewichts. Und dies ist doch wohl bei vielen unserer Zeitgenossen eher nicht der Fall. Wie viele Menschen gerade in unserem Land vermitteln durch ihre Lebensweise den Eindruck von ständiger Hektik und Getriebenheit? Und dann kann doch wohl nicht von einem ganzheitlichen Wohlbefinden gesprochen werden. Hier müsse man dann im Umkehrschluss wohl eher davon ausgehen, dass diese Menschen sprichwörtlich und gefühlt wohl gar keine Zeit für Gott zu haben scheinen. Könnte der permanente Zeitdruck, welchem wir uns ja meistens selbst aussetzen, der wahre Grund dafür sein, dass die liturgischen Angebote immer weniger wahrgenommen werden? Ein Mensch, welcher wirklich mit sich im Reinen ist und welchem es demnach im eigentlichen Verständnis gut geht, müsste doch gerade sehr verstärkt darauf achten, dass er sich immer wieder auch die nötigen Ruhepausen in körperlicher, aber auch vor allem geistiger Hinsicht zukommen lässt. Und wo findet man diese Erholung wohl besser als in der direkten Hinwendung zu Gott in den unterschiedlichsten Formen, welche unser Glaube bietet? Somit komme ich zu folgenden Schluss: Wenn es allen wirklich im wahren Sinne gut geht, dann wären unsere Kirchen auch…gut gefüllt.

Pfarradministrator Bernd Udo Rochna

Erntedank in Zeiten des Klimawandels

13.10.2019 / 42

Der Oktober wird mit dem Erntedankfest eröffnet. Natürlich steht im Vordergrund der Dank, ganz frei von politischen Auseinandersetzungen. Dennoch können wir in unserer Zeit nicht mehr ernsthaft Erntedank feiern, ohne uns die Frage zu stellen, was Erntedank in Zeiten des Klimawandels und des Artenschwundes bedeutet. Auch der Erntedanksonntag war begleitet von Kundgebungen der Bewegung „Fridays for future“, und im Nachgang des Erntedankfestes hören wir von Aktionen der Gruppe „Extinction rebellion“ in Berlin. Die junge Generation sorgt sich um die Welt, in der sie leben wird.

Erntedank in Zeiten des Klimawandels

Was hat das alles mit Erntedank zu tun, was mit christlicher Frömmigkeit?
Viele in unseren Breiten mögen glauben oder wollen glauben, dass der Klimawandel uns nicht weh tun wird. Viele Autofahrer stört es vielleicht nicht, dass ihre Autos kaum noch mit zerquetschten Insekten verschmutzt sind. Vielen ist es vielleicht auch gleichgültig, dass die Population an Vögeln zunehmend dünner wird. Wir diskutieren vielleicht auch darüber, ob die Methoden des Protests angemessen sind. Wir können aber nicht mehr die Augen davor verschließen, dass es um Gottes Schöpfung nicht besonders gut bestellt ist. Das ist eine Herausforderung gerade auch für uns Christen, schließlich bekennen wir uns Sonntag für Sonntag zu dem Gott, der die Schöpfung sehr gut gemacht hat.
Zweifellos bildet das Gebet ein wichtiges Element im Herzen des Glaubens, nicht weniger aber ein Handeln in Liebe. Wir leben aus der Quelle der Eucharistie, aber nicht um uns dann selbst zu genügen, sondern für diese Welt zum Brot des Lebens zu werden. Deshalb liegen uns nicht nur die zukünftigen Generationen von Menschen am Herzen, sondern auch die anderen Geschöpfe. Diese sind nicht nur zu unserer Verfügung da, sondern haben auch einen Wert in sich selbst. Der Auftrag des Schöpfers an uns besteht nicht darin, dass wir rücksichtslos unserer Bequemlichkeit und unserer Gier nach mehr an Haben folgen. Der grandiose Reichtum der Erde ist uns nur geliehen, anvertraut, um davon zu leben, aber auch dieses Geschenk zu bewahren.
Wir können uns als Christen nicht auf eine weltfremde Frömmigkeit berufen, als ginge uns all das, was um uns herum geschieht nichts an. Unser Lebensstil steht ebenso zu Debatte wie der unserer nichtchristlichen Mitbürger. das gleiche gilt für unsere Konsumgewohnheiten, unsere exzessive Nutzung der Autos, die Gedankenlosigkeit, mit der wir Billig-Flieger nutzen und vieles mehr. Christliche Frömmigkeit nimmt in unseren Tagen auch die Schöpfung in den Blick.

Kaplan Andreas Schmid

Aufbruch und Neubeginn

20.10.2019 / 43

Aufbruch und Neubeginn

Aufbrechen. Etwas Neues anpacken. Einen Neustart wagen. Irgendwann kommen sie, die Punkte im Leben, an denen wir diesen Schritt gehen müssen. Sei es weil ihn die Situation oder die äußeren Umstände nötig machen oder auch, weil man ganz bewusst etwas Neues angehen und gestalten möchte.

Es gibt die großen Auf- und Umbrüche des Lebens, die Wegmarken, an denen wir weitreichende Entscheidungen treffen müssen. Und es gibt die eher unspektakulären Aufbrüche, die wir nahezu jeden Tag tun, die deshalb jedoch nicht weniger bedeutsam sind. Es beginnt schon mit dem allmorgendlichen Aufbruch aus dem Bett und der damit verbundenen Frage, wie ich den neuen Tag gestalten will – zum eigenen Wohl und zum Wohl meiner Mitmenschen. Und da sind die täglichen Aufbrüche und Neustarts aus den unterschiedlichsten Situationen: nach einem Konflikt, nach Zeiten der Unruhe oder der Antriebslosigkeit, nach Phasen des Abwägens und Überlegens, …

Bei all den Unsicherheiten, die Aufbrüche und Neuanfänge mit sich bringen, dürfen wir uns begleitet, gehalten und geführt wissen von Gott, den schon Abraham als den Gott des Aufbruchs erlebte.

Gott des Aufbruchs, segne mich,
wenn ich dein Rufen vernehme,
wenn deine Stimme lockt,
wenn dein Geist mich bewegt zu Aufbruch und Neubeginn.
Gott des Aufbruchs, leuchte auf meinem Weg,
wenn die Ratlosigkeit mich fesselt,
wenn ich fremdes Land betrete,
wenn ich neue Schritte wage auf meiner Reise nach innen.
Gott des Aufbruchs, sei mit mir unterwegs
zu mir selbst,
zu den Menschen, zu dir.
(Aurelia Spendel)

Diakon Andreas Thalhofer

Was mir am Herzen liegt

27.10.2019 / 44

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie oft wir das Wort „Herz“ in unserer Sprache, in unseren Redewendungen verwenden?

Etwas auf dem Herzen haben
Sich etwas zu Herzen nehmen
Das Herz wird mir schwer
Ich gebe meinem Herzen einen Stoß
Das Herz schlägt mir bis zum Hals
Ich schütte jemandem mein Herz aus
Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube
Ich trage das Herz auf der Zunge
Ich prüfe etwas auf Herz und Nieren
Mich trifft etwas ins Herz
Ich habe das Herz am rechten Fleck
Da wo mein Herz ist, dabin ich zuhause….

Ich kann mir viel vornehmen, aber oftmals setze ich nur um,
was mir wirklich am Herzen liegt.
In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, die sich in Betriebsräten, Personalräten oder Mitarbeitervertretungen engagieren, erlebe ich immer wieder, wie sehr ihnen ihre Arbeit am Herzen liegt. Nach dem Warum gefragt, höre ich viele Antworten: Mir liegt am Herzen …

für Kolleginnen und Kollegen da zu sein – oder –
Arbeit so mitzugestalten, dass es gute Arbeit ist – oder –
etwas im Betrieb zu bewegen und positiv voranzubringen – oder –
mit meinem (arbeits-)rechtlichen Wissen zu einem guten Betriebsklima beizutragen.

Was liegt mir besonders am Herzen in meinem Leben, in meiner Arbeit oder in meinem Ehrenamt? Es tut mir gut, ab und zu inne zu halten und mir Zeit für diese Frage zu nehmen. Vielleicht gibt es auch eine Bibelstelle oder ein Gebet, die mir dabei weiterhelfen ….

Was liegt mir wirklich am Herzen? Eine Frage, die mir hilft, mich nicht in den vielfältigen Terminen und Alltagsanforderungen zu verlieren.

Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge

Novembergedanken

03.11.2019 / 45

November – ein Jahr geht zu Ende, ein Frühling, ein Sommer sind vorbei, der Herbst zeigt deutlich seine Spuren, der Winter steht vor der Tür. Abgeerntet die Felder, entlaubt die Bäume, Rückzug und Sterben kennzeichnet die Natur in dieser Zeit. Der Herbst ist eine Zeit, in der die Menschen früher vieles für den Winter eingelagert haben, in der auch manche Tiere ihre Wintervorräte anlegen, eine Zeit aber auch, in der das Loslassen ein Thema wird, das Reifen und Welken, das Ernten und Vergehen.

 

Der November beginnt mit der Erinnerung an unsere Verstorbenen, manchmal mit noch frischen Wunden, oft mit einer leisen Melancholie, meist mit Dank. Der Volkstrauertag passt in diese herbstliche Stimmung mit seinen Nebeltagen, ebenso für die evangelischen Christen der Totensonntag. Es ist eine nachdenkliche Zeit, in der wir Fragen nachgehen: Was bleibt über den Tod hinaus? Was hält uns weiterhin innerlich miteinander verbunden? Bleibt uns im Herbst des Lebens nur die Zufriedenheit, wirklich gelebt zu haben und so auch in Frieden gehen zu können?
Antwort erhalten wir Sonntag für Sonntag, wenn wir mit dem auferstandenen Christus das Leben feiern, das Gott für uns bereithält. Die Liebe, die uns zu Beginn unseres Lebens gewollt hat, trägt auch im Sterben. Dem Herbst des Vergehens und dem Winter des Todes folgt ein ewiger Frühling. Die Schönheit des Herbstes mit dem Farbenrausch der bunten Blätter und dem Reichtum der Früchte lässt uns etwas von dem ahnen, was uns erwartet.

 

Die Sorge um das gemeinsame Haus

17.11.2019 / 47

Nun ist es also amtlich – die USA steigen auch offiziell aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Wen wundert’s? Schließlich leugnet der US-Präsident, dessen Land hinter China der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen ist, beharrlich den Klimawandel.
Mit dieser Meinung steht er leider nicht allein. Auch hierzulande reden noch genügend Menschen die negativen Auswirkungen unseres verschwenderischen Lebensstils auf das Weltklima gering. Von einer ernsthaften flächendeckenden „Sorge um das gemeinsame Haus“, wie Papst Franziskus sie in seiner zweiten Enzyklika „Laudato si“ fordert, sind wir auch in Europa noch weit entfernt.

Bild: Bernhard Schweßinger in Pfarrbriefservice.de

Dies zeigen allein schon die unterschiedlichen Reaktionen – vornehmlich von Erwachsenen – auf jenes sechzehnjährige schwedische Mädchen, das regelmäßig tausende Jugendliche in zahlreichen Ländern auf die Straßen bringt, um für den Klimaschutz einzustehen. Greta Thunberg gebrauchte sogar die gleichen Bilder wie Papst Franziskus, als sie im vergangenen September beim UN-Klimagipfel davon sprach, dass „unser Haus brennt“.

Doch leider antworten noch viel zu viele auf diese Tatsache,
„… dass sie viel zu jung sei, um erwachsenen Feuerwehrleuten zu sagen, was sie zu tun haben.
… dass es gar nicht ihre Idee war, um Hilfe zu rufen, sondern dass ihr das jemand eingeflüstert haben muss.
… dass das schon komisch sei, dass sie da mitten am Nachmittag um Hilfe ruft. Müsste sie zu der Zeit nicht in der Schule sein?
… dass sie übertreibt. Nur weil der erste Stock brennt, heißt das ja noch lange nicht, dass das ganze Haus brennen wird.
… dass sie normal reden soll. Wenn sie schreit und weint, wird sie eh niemand ernst nehmen.
… dass sie besser selbst Lösungen vorschlagen soll, wie sie das Feuer löschen kann, statt nach der Feuerwehr zu rufen.“
(von David Berry, aus dem Französischen übersetzt von Elena Konstantinidis)

Bereits im Jahr 2015 – lange vor dem öffentlichen Auftreten Greta Thunbergs – kritisierte Papst Franziskus am Ende des ersten Kapitels seiner Enzyklika genau diese Art von Reaktionen aufs Schärfste. Die Politik bezichtigt er der „Unterwerfung unter die Technologie und des Finanzwesens“. Doch auch die Bevölkerung ruft der Papst auf aufzustehen und aktiv zu handeln. Zwar erkenne man wohl, dass das ökologische Empfinden steige, dass sich jedoch schädliche Konsumgewohnheiten nicht änderten, sondern sogar noch schlimmer würden.

Papst Franziskus möchte in seinem von Politik und Umweltverbänden hochgeachteten Schreiben durchaus nicht nur Missstände anprangern, sondern bedankt sich ausdrücklich bei denen, „die mit Nachdruck darum ringen, die dramatischen Folgen der Umweltzerstörung im Leben der Ärmsten der Welt zu lösen“. Sein Anliegen ist es „die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen“. Seine Enzyklika will helfen die „Dringlichkeit und die Schönheit der Herausforderung zu

Diakon Andreas Thalhofer

Synodaler Weg

Am ersten Advent (1. Dezember 2019) beginnt der Synodale Weg der Kirche in Deutschland. In den Domkirchen werden an diesem Tag eigene Synodalkerzen entzündet. Die Bibeltexte des Advents und der Weihnachtszeit, die vom Neuanfang und Aufbruch, vom Weg und vom Licht sprechen, begleiten den Synodalen Weg in seiner ersten Phase bis zur Auftaktversammlung am 30. Januar 2020 in Frankfurt am Main.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Prof. Dr. Thomas Sternberg, haben sich in einem gemeinsamen Brief an alle Katholiken in Deutschland gewandt. Darin bitten sie die Gläubigen den synodalen Weg durch ihre Stellungnahme und ihr Gebet mitzutragen und sich beispielsweise auch online an den Fragen und Diskussionen zu den vier Foren des Reformprozesses zu beteiligen.

Der Brief im Wortlaut:

Liebe Schwestern und Brüder,

die Freude des Evangeliums in Wort und Tat zu vermitteln, Christus zu bezeugen und Gott zu loben und zu danken, ist Aufgabe des Volkes Gottes. Sie ist allen Getauften übertragen: Gemeinsam sind wir Kirche.

Papst Franziskus fordert uns auf, eine synodale Kirche zu werden – unseren Weg gemeinsam zu gehen. Dazu dient der Synodale Weg der Kirche in Deutschland, den wir als Bischöfe der Deutschen Bischofskonferenz und als Vertreter der aktiven Laien im Zentralkomitee der deutschen Katholiken mit vielen Katholiken, mit Ordensleuten, Priestern und insbesondere jungen Menschen in den kommenden zwei Jahren gehen wollen.

Er soll auch ein Weg der Umkehr und der Erneuerung sein, der dazu dient, einen Aufbruch im Lichte des Evangeliums zu wagen und dabei über die Bedeutung von Glaube und Kirche in unserer Zeit zu sprechen und Antworten auf drängende Fragen der Kirche zu finden. Denn selbstkritisch müssen wir feststellen: Die Botschaft des Evangeliums wurde verdunkelt, ja sogar aufs Schrecklichste beschädigt. Wir denken dabei besonders an den sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Wir müssen Konsequenzen daraus ziehen und dafür sorgen, dass die Kirche ein sicherer Ort ist.

Gemeinsam wollen wir den Weg suchen, wie wir als Kirche heute den Menschen, der Welt und Gott dienen können, wie wir „die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art“ teilen können, wie es das Zweite Vatikanische Konzil vor über 50 Jahren ausgedrückt hat (Gaudium et spes 1). Den Glauben neu verkünden zu wollen, verlangt von uns, dass wir das Gespräch besonders über Themen führen, die der Verkündigung im Wege stehen, wenn sie nicht geklärt werden.

Heute, am ersten Advent, wenden wir uns mit der Einladung an Sie, diesen Synodalen Weg mitzugestalten. Wir wissen um das große Engagement, mit dem viele von Ihnen in Gemeinden, Verbänden, Initiativen und Werken, in Familie, Beruf und Ehrenamt ihren Glauben an Gott leben und die Botschaft Jesu Christi in die Welt tragen. Wir laden auch diejenigen unter Ihnen ein, die Schwierigkeiten mit dem Glauben und der Kirche haben, die Vertrauen verloren haben oder als Suchende unterwegs sind.

Wir laden ein, diesen Synodalen Weg in Freiheit und Vielfalt mitzugehen. Dabei setzen wir auf das Engagement aller, die sich für einen lebendigen Glauben in unserer Kirche engagieren. Als getaufte Frauen und Männer sind wir berufen, die „Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Tit 3,4) in Wort und Tat zu verkündigen. Wir wollen auf dem Synodalen Weg die Voraussetzungen verbessern, diese Aufgabe glaubwürdig erfüllen zu können. Es ist ein offener Weg, der zu Beschlüssen und Voten an die jeweils zuständigen kirchlichen Verantwortlichen führen soll.

Papst Franziskus hat am 29. Juni 2019 einen Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ geschrieben. Er teilt mit uns die „Sorge um die Zukunft der Kirche in Deutschland“; er hat uns in der Absicht bestärkt, „nach einer freimütigen Antwort auf die gegenwärtige Situation“ zu suchen. Er hat uns aufgefordert, die Einheit der ganzen Kirche zu wahren und den synodalen Prozess von der Basis her zu gestalten. Er hat uns den „Primat der Evangelisierung“ ans Herz gelegt und dazu ermutigt, die geistliche Dimension des Synodalen Weges mit den strukturellen Herausforderungen zu verbinden.

Wir bitten Sie, den Synodalen Weg durch Ihre Stellungnahme und Ihr Gebet mitzutragen. Gehen Sie diesen Weg in Ihren Gemeinden vor Ort mit und begleiten Sie die Arbeit in der Synodalversammlung und den Synodalforen. Alle Informationen finden Sie unter www.synodalerweg.de. Die vier Synodalforen, in denen es konkret um Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, Partnerschaft und Sexualität, die priesterliche Lebensform sowie die Rolle der Frau in unserer Kirche gehen soll, werden dort erläutert. Bitte beteiligen Sie sich im Internet an den dort gestellten Fragen und Diskussionen.

Nur in der Verbundenheit der Vielen, die in unterschiedlicher Form den Auftrag der Kirche befördern wollen, im Respekt voreinander und im Hinhören auf Gottes Wort werden eine Erneuerung des kirchlichen Lebens und eine Überwindung von Hindernissen gelingen. Nur gemeinsam sind wir Kirche, auch zusammen mit der Weltkirche! Nur gemeinsam können wir das Evangelium bezeugen! So kann es gelingen, um der Menschen willen überzeugend von dem zu sprechen, was und wer unser Leben trägt.

Wir stimmen uns heute, zu Beginn des Advents, auf den Synodalen Weg ein mit dem Gebet des Psalmisten:

Zeige mir, HERR, deine Wege, lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich;
denn Du bist der Gott meines Heils.
Auf dich hoffe ich den ganzen Tag.
(Ps 25,4-5).

Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen für einen gesegneten Advent! Die Präsidenten des Synodalen Weges

Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Prof. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda (Offb 5,5)

Nicht romantisch, glühweinselig und harmlos, wie es heute oft den Eindruck macht, kommt Weihnachten in der Bibel daher. Die Heilige Schrift nennt das Kind in der Krippe einen Löwen.
Ganz und gar nicht harmlos!

Gott zeigt Dunkel, Gewalt, Unwahrheit, Bosheit, Lieblosigkeit, Egoismus und Tod die Zähne: Er kommt und wird Mensch! Egal wie groß und unüberwindlich Sorgen, Not und Dunkel scheinen, sie können den nicht überwinden, der so sehr liebt, dass er sich für uns klein gemacht hat. Vor seiner Güte, seiner Liebe, seinem unbedingten „Ja“ zu uns kann kein Dunkel und keine Verzweiflung bestehen. Sein Licht, das uns aus der Krippe anstrahlt, möge auch in Ihrem Herzen siegen!

Mit aufrichtigem Dank für alle Verbundenheit, Hilfe und Engagement im vergangenen Jahr wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest!

Ihr Stadtpfarrer Karl Klein